"And Germany gives twelve points to ... Belgium!" Es blieb leider das einzige Mal, dass Belgien die volle Punktezahl beim diesjährigen Eurovision Song Contest erhielt. Meistens ging die an Deutschland. Dennoch wusste Tom Dice an diesem Abend nicht minder zu überraschen als "lovely Lena". Ganz alleine stand er auf dem Bühnensteg inmitten des Publikums und trug eine ungewöhnliche Liebeserklärung vor, nämlich an seine Gitarre, an der er versonnen zupfte. Keine Verrenkungen, keine seltsamen Kostüme, dafür jede Menge Gefühl - akustisch, natürlich, handgemacht. Damit waren Tom Dice die Sympathien des Publikums und immerhin genügend Punkte für einen sechsten Platz sicher. Und Sympathie sowie zahlreiche Käufer sollten jetzt auch seinem Album "Teardrops" sicher sein. ~ Nina Hortig (teleschau) aufklappen »
Viele der Songs hört man bereits im "geistigen Ohr" die Radiowellen rauf und runter rotieren: natürlich den Eurovision-Hit "Me And My Guitar", aber womöglich auch die fröhliche Liebeserklärung "Lucy" oder das vergleichsweise schmissige "Too Late".
Doch dann folgt etwas, womit man so nicht gerechnet hat. Nach den fröhlichen und unterhaltsamen Gitarrenausflügen verbreitet "A Soldier For His Country" plötzlich Beklommenheit. Als Intro hallen dem Hörer kriegsähnliche Szenen im Ohr. Die Streicher, die Tom Dice und seine Gitarre begleiten, klingen mal wie ein Klagen, mal wie eine Anklage. Der ganze Song erinnert daran, wie der Dienst an der Waffe einen Menschen zerreißen kann, und hallt nicht nur im Ohr, sondern vor allem in den Gedanken noch lange nach. Ungewöhnlich harte und mutige Worte für einen Singer/Songwriter, der in Belgien vor allem mit dem schmusigen Cover des ohnehin schmusigen Leona-Lewis-Songs "Bleeding Love" berühmt wurde.
Dies und nicht zuletzt die schüchtern-charmante Art des einsamen Gitarreros brachten Tom Dice in der Casting-Show "The X-Factor" auf Platz zwei. Schon ungewöhnlich, dass der junge Belgier das "Produkt" einer Castingshow sein soll. Denn dafür erscheint sein Repertoire zu vielseitig und eigenwillig. Sein Debütalbum hat auf jeden Fall volle 12 Punkte verdient. Man könnte auch sagen: Nice, Mr. Dice!