Alla Mia Età

Gerade der in Deutschland wahrscheinlich bekannteste Italien-Export, Eros Ramazzotti, gehört zu jener Sorte Pop-Musiker, die sich mehr oder weniger unbeirrt in landestypischem Schlager-Schmalz suhlen. Bei Tiziano Ferro hingegen zeigt nicht nur die Tatsache, dass sein viertes Album "Alla Mia Età" weltweit in vier verschiedenen Versionen (Italienisch, Spanisch, International und für Lateinamerika) veröffentlicht wird, dass seine (freie) Interpretation von Italo-Pop auch international chartfähig ist.

Gut, so ganz kommt Ferro auch auf "Alle Mia Età" nicht um standardisiert-emotionsgeladene Powerballaden wie etwa "Il Regalo Più Grande" herum. Und natürlich bilden gut abgehangene, schmusefähige Midtempo-Songs das Grundgerüst des Albums. Aber wie er schon zu Beginn des Albumopeners "La Tua Vita Non Passerà" eine düstere TripHop-Atmosphäre à la Massive Attack schafft, ist schon bemerkenswert. Überhaupt scheint sich Ferro gerade im Mutterland des Pop einiges abgeschaut zu haben, beim Titelsong etwa bei Snow Patrol, wie man Piano-Klänge zur großen Rock-Hymne verdichtet. Über den Atlantik Richtung US-Markt blicken hingegen die tanzbaren Elektro-Songs wie "Il Tempo Stesso" und "Per Un Po' Sparirò". Und "Indietro", das in der internationalen Version nochmals als Bonustrack namens "Breathe" mit Ex-Destiny's Child-Sängerin Kelly Rowland auftaucht, ist bester Timbaland-geschulter R'n'B-Pop. Und insofern greift die Bezeichnung Italo-Pop bei Tiziano Ferro auch viel zu kurz - dieser 29-Jährige kann mehr. Und hat mit Recht weltweite Ambitionen.