Neue Wahnsinns-Klang-Opulenz aus dem Umfeld des kanadischen Indie-Kollektivs Broken Social Scene. Dabei sind The Most Serene Republic zwar nicht das große Aushängeschild, spätestens jetzt mit "... And The Ever Expanding Universe" genauso ernst zu nehmen wie ihre großen Brüder. ~ Klaas Tigchelaar (teleschau) aufklappen »
Mittlerweile ist man zu siebt in der Band, was wohl auch den Klangvorstellungen Rechnung trägt. Hier wird nämlich mit vielen Instrumenten hantiert. Das Ergebnis: Kein geleckter Orchester-Pomp oder 24 versteckte Sequencer-Spuren, sondern im erweiterten Rockkontext aufgebaute Songstrukturen, die reichlich Entdeckungswert besitzen. Neben Schlagzeug, Gitarren, Bass und Tasten sind dafür viele kleine Klangexperimente im Fundus, wie auch Banjos, Percussion und traditionelle Instrumente, die bestimmt aus fernen Ländern kommen. Zwischen den diversen, zeitweilig erfreulich kunstvoll ineinander verwobenen Herrenstimmen glänzt Emma Ditchburns zartes Organ, das dem ganzen noch zusätzliche Lieblichkeit verleiht.
Auf dem mittlerweile dritten Album hat sich noch etwas verändert, zumindest bis zum verworren-verschrobenen Track fünf, "The Old Forever New Things". Denn davor gibt sich die Klanglawine aus Kanada beinahe zugänglich, in kompaktem, pop-affinen und versöhnlichen kurzen Songs, die jede Ausschweifung vermissen lassen. Danach scheinen die Pillen aber ihre Wirkung auszubreiten, die Flächen werden breiter, die Stimmen verhallter, Glöckchen tönen in der Ferne und ein verwunschener Teppich legt sich über das Geschehen. Trotzdem bleibt die allzu ostentativ herbeigetragene Frickeligkeit aus. Denn die Gründungsväter Ryan Lennson (Piano, Gesang) und Adrian Jewett (Gesang, Posaune, Texte) halten den Haufen zusammen und vermeiden Musiker-Eskapaden.
Das macht "... And The Ever Expanding Universe" am Ende nicht eben zu einem leichten Mittagsmenü - eher schon zu einem prächtig-fetten Sonntagsfesttisch. Aber innerhalb der Rahmenhandlung, die sogar vom Label aus Mangel an greifbaren Schlagwörtern mit Prog-Rock benannt wird, fahren The Most Serene Republic aus Toronto eine klanglich ausgefeilte, süße wie verwunschene, rockende und schwankende Soundtrack-Eskapade aus, die irgendwo im grellbunten Nirwana zu enden scheint und gerade deshalb unheimlich viel Spaß macht.