Sugarplum Fairy

"Mozart war sehr traurig, garantiert!"


Beatles, Brando und die Gallaghers: Sugarplum Fairy sind inspiriert

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"Mozart war sehr traurig, garantiert!"

Beatles, Brando und die Gallaghers: Sugarplum Fairy sind inspiriert

26.09.2008 Mando Diao. Es fällt immer noch schwer, Sugarplum Fairy nicht im gleichen Atemzug mit den schwedischen Rock'n'Roll-Durchstartern zu nennen. Denn während bei Mando Diao der älteste Bruder Gustaf spielt, teilen sich Carl (24) und Viktor (22) Norén den Part des kreativen Kopfes bei Sugarplum Fairy. Keiner hört sich gerne an, was der große Bruder alles kann. Deshalb äußert Gitarrist Carl, ein Profi und seit zehn Jahren Musiker, gern die Hoffnung, dass seine Band mit dem dritten Album Mando Diao überholen. Ob das gelingen mag, ist ungewiss. Sicher ist: "The Wild One" ist ihnen gelungen. Der junge Sänger, der beim Reden meist das Gesicht auf seine Hand stützt, ist selbstsicher. Ohne zu kippeln oder zu schwanken, parliert er auf einem Bürostuhl von den großen und kleinen Dingen des Showbusiness heute, schwärmt aber vor allem von gestern.

Man bekommt den Eindruck, Ihr hattet ausnehmend gute Laune, als Ihr euer neues Album aufgenommen habt.

Sugarplum Fairy - A

Carl Norén: Hört man das? Wir waren in einem kleinen sonnigen Dorf in Malaga, hatten tatsächlich allzeit ein gutes Gefühl im Bauch. In der Gegend wurden viele Clint-Eastwood-Filme gedreht. Es sieht dort aus wie in der Wüste, aber eben mit Meer.

War der Aufenthalt dort von Eurem Produzenten Roland Spremberg als Belohnung gedacht?

Norén: Auch, aber es spielte vor allem rein, dass er zuvor einen Monat in Costa Rica zum Arbeiten war und keinen Bock auf so eine kalte Stadt wie Hamburg oder Berlin hatte. Das hatten wir ursprünglich angedacht ...

Seid Ihr bereits mit fertigem Material nach Spanien geflogen?

Sugarplum Fairy - \"

Norén: Die Songs waren fertig, wir hatten sie bereits sechs Monate geprobt, die Lyrics hatten allerdings noch einige Lücken.

Also hattet Ihr das Gefühl, genug Zeit zu haben fürs Songwriting?

Norén: Wir waren den Herbst über in Stockholm, wo wir geschrieben haben. Es gab daher keinen Stress, einen Zeitplan erfüllen zu müssen. Das heißt nicht, dass wir diszipliniert arbeiten. Es ist eher - Talent (lacht). Wir versteifen uns nicht konzentriert auf das was wir tun, das macht immer noch Spaß.

Wäre auch schlimm, wenn man mit 24 Jahren Sachen machen müsste, die einem nicht taugen.

Norén: Ja. Wir erfreuen uns an gutem Wein, arbeiten am Abend, jeden Tag eine neue Stadt, eine neue Party.

Sieht man denn da überhaupt etwas, oder fliegt man nur vorbei?

Sugarplum Fairy - G

Norén: Naja, zwischen Thailand und Texas kann man unterscheiden. Innerhalb von Deutschland mögen sich die Städte ähneln, aber wir wissen: In München gehen wir ins Atomic Cafe, in Berlin ins Magnet, aber auch zum Alexanderplatz. Wir sind schließlich Touristen, und das ist die einzige U-Bahn-Station, die wir kennen.

In Hamburg gab es noch eine Kamikaze-Aufnahme fürs neue Album.

Norén: Der Bonustrack, ein Cover der Hollies für das deutsche Album, weil wir meinen, wir können das besser machen als die Original-Band. "Bus Stop" hat diese Aura eines Songs, wie wir ihn auch schreiben, dieses Zusammenspiel aus fröhlichem Klang und einer gewissen Düsterheit.

Den Eindruck hat man auch von Eurem Album, immer gut gelaunte Melodien, aber ernste Texte dazu.

Norén: Den Kontrast mögen wir. Ein trauriges Stück besitzt bei uns eben nur einen solchen Text, die Melodie hingegen schmeichelt dem Ohr, ist harmonisch, ohne Geschrei. Also einfach angenehm - genauso wie Leute Mozart als positiv empfinden. Aber ich wette, dass Mozart nicht gut drauf war, als er geschrieben hat. Sein Leben war hart. Er war mit Sicherheit ganz schön traurig, garantiert.

Interessierst Du Dich generell für Biografien interessanter Persönlichkeiten?

Norén: Ja, ich habe das immer als mein Hobby bezeichnet, mich mit dem Leben anderer Leute zu beschäftigen. Wie Legenden gelebt haben, ist spannend, weil die Zeit der Legenden vorbei ist, wir haben keine mehr. Wir leben in einer oberflächlichen Welt, in der sich der, der ein Held werden könnte, versteckt.

Denkst Du das, weil es von allem einfach zu viel gibt?

Norén: Genau deswegen. Und weil Menschen sich nicht mehr anstrengen müssen, um nach oben zu kommen. Heute reichen 10.000 Clicks auf Myspace, dann wird gejubelt: Hey, wir haben es geschafft! Vor 15 Jahren musstest du noch raus gehen und 200 Gigs im Jahr spielen, um bemerkt zu werden. Denn es hat dich keiner am nächsten Tag im Internet gesehen, weil jemand das Konzert auf seinem Handy aufgenommen hat. Du musstest aufs Boot steigen und nach Hamburg rüberfahren, den harten Weg gehen. Heute nicht mehr.

Den harten Weg kann man trotzdem noch gehen...

Norén: Warum solltest du das tun, wenn es nicht notwendig ist?

Weil der kurze Erfolg zwar auf dem anderen Weg möglich ist, der erarbeitete aber vielleicht dauerhafter ist.

Norén: Erfolg ist ja nicht alles, und wie du sagst, etwas, das erarbeitet werden muss. Wir befinden uns irgendwo dazwischen, können nicht genau sagen, was richtiger Erfolg ist. Schau dir Paris Hilton an. Sie ist überall, eine der meistfotografierten Menschen der Welt. Sie hat Erfolg, nur womit?

Sie ist berühmt, aber Erfolg hat sie nicht.

Norén: Sie ist ein Role-Model, die Leute wollen sein wie sie. Als in den Sechzigern die Beatles aufkamen, gab es nur einen Fernsehsender, den Platz dort musstest du dir verdienen, indem du etwas Besonderes warst, der Beste. Das kannst du heute nicht mehr wiederholen.

Stehst Du demnach immer noch auf Oasis, oder findest Du mittlerweile die Großmäuligkeit peinlich, die sie an den Tag legen?

Norén: Sie sind doch die perfekte Kombination, Liam Gallagher war der perfekte Sänger und Noel der beste Songwriter der Neunziger. Großmäulig finde ich sie nicht, sie waren einfach nur ehrlich, und das mag ich. Viele denken doch das Gleiche, sagen es aber nicht.

Aus welchem Grund verehrst Du Marlon Brando, nach dessen Film "The Wild One" Ihr Euer Album benannt habt?

Norén: Er war eine Naturgewalt. So jemanden findest du heutzutage nicht mehr. Alles was er tat, verursacht Gänsehaut, weil es so gut und ehrlich war, nicht weil er gut aussah. Er war der Ziehvater des Rock'n'Roll, Musiker wollten aussehen wie er. Bei Brando gab es keine Kompromisse, er tat, was er wollte, verweigerte den Oscar, schickte eine Indianerin zur Verleihung, um auf deren Situation aufmerksam zu machen. Das ist Rock'n'Roll für mich.

Ist dieses Freiheitsgefühl auch Dein Lebensziel?

Norén: Ja, ein Ziel, auch wenn ich es in dieser Form sicher nicht erreichen kann. Deswegen ist Marlon Brando eine Quelle der Inspiration.

Und das ist doch auch Thema des Songs "You Can't Kill Rock'n'Roll".

Norén: Stimmt, damit haben wir uns auseinandergesetzt. Brando, der so ein spezieller Mensch war, starb doch einsam. Du hast alles, aber es ist nicht genug. Sein Charme, sein Können überdauern alles. Aber auch Marlon Brando kann vom Leben gefickt werden. ~ Claudia Nitsche (teleschau)


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