Sophie Hunger

"Ich bin manchmal selbst erstaunt"


Sophie Hunger wundert sich selbst über die Sprachvielfalt auf ihrem Album "1983"

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"Ich bin manchmal selbst erstaunt"

Sophie Hunger wundert sich selbst über die Sprachvielfalt auf ihrem Album "1983"

21.04.2010 Schwierig, so stand in manchen Zeitungsartikeln zu lesen, sei Sophie Hunger in Interviews. Eine perfide Aussage, denn sie bedeutet im Prinzip dasselbe, wie wenn sie eine Mutter über ihr Kind trifft: Schwierig ist jemand, mit dem man nicht klarkommt, der einen überfordert, ohne dass man die Gründe erkennt. Im Falle von Sophie Hunger, die dieser Tage mit "1983" ihr zweites Album veröffentlicht, liegen die Dinge aber anders. Wenn die 27-Jährige eine Frage nicht nachvollziehbar findet, wenn man in Bereiche vordringt, über die sie nicht reden möchte, weil sie zu wenig mit ihrer Kunst und deren Wurzeln zu tun hat, blockt sie ab. Sie zeigt dann, dass sie auf diese Frage keine Lust hat. Das ist nicht schwierig, sondern nur ehrlich.

Vielleicht kann man es auch so sagen: Die Schweizerin verzichtet auf Plattitüden. Fragen, die auf eben jene zielen, lohnen sich bei ihr also nicht. Fragen, die auf die Musik zielen, dagegen durchaus. Über das Theremin, das Jonny Greenwood von Radiohead in einem Youtube-Clip spielt, spricht sie etwa mit erkennbarer Begeisterung, ebenso über französische Chansons. Aber auch über das, was bei ihr selbst passierte. Dass sie sich vor zwei Jahren, als ihr Debüt "Monday's Ghost" erschien und von den Feuilletons hoch gelobt wurde, noch eher als "Amateur-Musikerin" empfand. Als eine, die eben die Songs schrieb und ihnen anschließend ihre Stimme lieh und erst nun begänne, ausführlichem Touren sei Dank, die Musik verstehen.

Sophie Hunger - M

Eine Trennlinie zwischen ihr und der Band - alles studierte Musiker - sei noch erkennbar, aber: "Ich bin nicht geschult. Ich habe einen anderen Zugang. Aber das heißt nicht, dass ich nicht ernsthaft mit diesen Dingen umgehe. Außerdem gehen Mythen verloren. Bei dieser Platte habe ich erstmals das Studio benutzt und mich mit seinen Möglichkeiten auseinandergesetzt. Das Studio wurde zum Instrument." Eine Tür habe sie aufgemacht, führt sie an, der Versuch, eine eigene Handschrift zu finden. Doch sie sei erst am Anfang sagt sie, und verweist erneut auf Radiohead. Auf die Sphären, in denen deren Studioarbeit stattfindet.

Ein Unterschied zum viel gelobten Debüt ist schnell gefunden: Wo sich auf dem Vorgänger mit "Walzer für Niemand" nur ein deutschsprachiger Song fand, kommt "1983" multilingual daher. Der Titeltrack ist auf Deutsch gesungen, "D'red" eine zärtliche Ballade auf Schweizerdeutsch, "Le Vent Nous Portera" die Coverversion eines Noir-Desir-Songs, der in Frankreich so eine Art nationales Kulturerbe darstellt.

Nun kann man natürlich aus der Biografie Sophie Hungers die Gründe für diese Sprunghaftigkeit herauslesen. Diplomatenkind, aufgewachsen in London, Zürich und Bonn. "Englisch war die erste Sprache, die ich richtig beherrschte. Mit drei war ich bereits im englischen Kindergarten. Ich glaube, es ist immer noch die Sprache, die am tiefsten in meinem Bewusstsein verankert ist. Wenn ich mit einem kleinen Kind oder mit einem Hund rede, wechsle ich automatisch ins Englische", erzählt sie.

Trotzdem legt Sophie Hunger Wert darauf, dass die Sprachvielfalt sich nicht rational erklären ließe. "Das sind Zufälle. Ich habe in diesem Jahr diese Lieder geschrieben. Das war keine Entscheidung, ich bin manchmal selbst erstaunt, weil es für mich so wenig transparent ist." Dabei seien die Entstehungsprozesse durchaus unterschiedlich - das Deutsche als Arbeitssprache sei für sie immer noch ein ganzes Stück aufwendiger als das Englische. Inhaltliche Unterschiede gebe es aber durchaus, betont sie - um die Aussage gleich wieder ein Stück weit abzufedern. "Ich bin noch so jung, ich habe erst ein paar Lieder geschrieben. Ich weiß nicht, ob ich schon das Recht habe, Prinzipien zu formulieren", sagt sie. "Aber es ist mir schon aufgefallen, dass ich auf Deutsch sehr unbestimmt bleiben möchte. Vielleicht auch, weil ich es offenbar kann."

Sophie Hunger - A

Sophie Hunger auf Deutschland-Tournee

17.05., Frankfurt, Mousonturm

18.05., Leipzig, Moritzbastei

19.05., Hannover, Musikzentrum

22.05., Bremen, Schlachthof

23.05., Köln, Gloria

Sophie Hunger - S

27.05., Berlin, Astra

28.05., Dresden, Beatpol

29.05., Ulm, Ulmer Zelt Festival

30.05., Ludwigsburg, Scala ~ Jochen Overbeck (teleschau)


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