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Sasha & Martell im Interview mit Akuma


"Humor ist mir sehr wichtig im Leben..."

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Sasha & Martell im Interview mit Akuma

"Humor ist mir sehr wichtig im Leben..."

11.02.2010

Martell Beigang und Sasha sind nicht nur "Dick Brave & The Backbeats" Bandkollegen, sondern wagen sich - zu Martells neuem Roman "Unverarschbar" - nun auch in die Gefilde der Literatur. Für das dazugehörige Hörbuch lieh Sasha bereits seine Stimme und begibt sich jetzt, gemeinsam mit Autor Martell, auf eine Lesereise der besonderen Art.

Auf Musik muß dabei trotzdem nicht verzichtet werden, denn der schon als neuer Popliterat gefeierte Martell versorgt die Zuhörerschaft, nebst unterhaltsam humoresken Geschichten aus der Welt des erfolglosen Musikers Ben, ebenfalls mit Musik seiner Band "Hallo*Erde".

Wer sich die Kombination aus Lesung und Musik nicht entgehen lassen will, kann sich zu den untenstehenden Terminen noch Karten sichern.


"Unverarschbar" Lesereise Termine


08.02.10 Flensburg, Weiche Huus - 09.02.10 Kiel, metro Kino im Schlosshof - 10.02.10 Hamburg, Fliegende Bauten - 11.02.10 Worpswede, Music Hall - 12.02.10 Wolfsburg, Autostadt - 14.02.10 Leipzig, Werk II - 15.02.10 Gotha, Kulturhaus Gotha - 16.02.10 Paderborn, Capitol Musiktheater - 17.02.10 Krefeld, Kulturfabrik - 18.02.10 Langen, Stadthalle - 19.02.10 Mannheim, Capitol - 20.02.10 Karlsruhe, Jubez - 21.02.10 Rehau, Rehau Art


Für Akuma nahmen sich die beiden Zeit für ein Interview.

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Akuma: Martell, Du bist eine bekennende Leseratte und bekamst den entscheidenden Motivationsstoß zum Schreiben letztlich durch einen Drehbuchautor. Da liegt eine Verfilmung von "Unverarschbar" nahe. Gibt es dazu bereits Pläne? Wer wäre Deine Traumbesetzung für die Rolle des Ben Schröder?

Martell Beigang: Letztes Jahr hat mich tatsächlich eine Produktionsfirma aus Köln angesprochen, die meinen Roman verfilmen möchte. Es kam zu mehreren Gesprächen und zur Ausarbeitung eines Exposés. Leider mußte ich feststellen, dass die Mühlen in diesem Bereich extrem langsam mahlen. Aber die Sache steht noch im Raum. Im Februar wird die Geschichte verschiedenen Sendern Angeboten. Es bleibt weiter spannend.

Akuma: Sasha, wie schwer fiel es Dir das Gesangs-Mikro und rockende Fans zur Lesung von "Unverarschbar" gegen einen Stuhl, einen Tisch und für gesittet aufmerksames Literatur-Publikum einzutauschen?

Sasha: Schwer würde ich nicht sagen, aber eine völlig neue Erfahrung ist das schon. Auf der Bühne bin ich ja immer recht aktiv. Jetzt sitzen Martell und ich eben lesend da und die Leute hören uns zu. Trotzdem gibt es auf den Lesungen auch Musik von Martell und seiner Band Hallo*Erde zu hören. Es wird also nicht nur gelesen, sondern ist insgesamt relativ abwechslungsreich. Zur "Halbzeit" legen wir außerdem eine "offene Fragerunde" für das Publikum ein.

Akuma: Was dürfen wir uns darunter vorstellen?

Sasha: Da kann uns das Publikum alle möglichen Fragen stellen. Der Witz dabei ist, dass die an Martell gerichteten Fragen ich beantworte und umgekehrt. Was manchmal gar nicht so einfach aber dafür umso lustiger ist.

Akuma: Martell, Du bist selbst seit über 15 Jahren Musiker und kein unbeschriebenes Blatt im Musikbusiness, das Du in Deinem Roman gnadenlos durch den Kakao ziehst. Wie autobiographisch ist Dein Werk Martell?

Martell Beigang: Eine Autobiografie meiner selbst würde sicher niemanden interessieren, darum habe ich eine Geschichte erfunden. Allerdings ist die Welt, in der Ben sich bewegt, mir sehr vertraut. Ich hatte großen Spass dabei, Anekdoten aus meinem eigenen Erleben zu zitieren, zu verändern, halt so fortzuspinnen, dass eine unterhaltsame Geschichte daraus wird. Ben ist in der Geschichte ja ziemlich am Boden. Natürlich habe ich solche Zeiten auch selbst erlebt, aber eben auch ganz andere, weitaus angenehmere und drum bin ich nicht versucht so extrem zu werden wie er, was ihm am Ende ja schließlich auch gar nicht gut bekommt...

Akuma: Sasha, Deine Sing-Stimme ist den meisten nach 13 Jahren Musikkarriere, gut bekannt. Wie aber hast Du Dich speziell auf das Lesen vorbereitet? Mit Atemübungen, Lesetraining oder dergleichen?

Sasha: Da habe ich mich ehrlich gesagt gar nicht speziell vorbereitet. Ich bin auf Martell zugegangen und hab gesagt, dass ich Lust hätte dabei zu sein. Dann aber auch mit dem Zusatz, dass ich das so mache wie ich eben bin. Einen Unterschied zu Live-Lesungen und dem Hörbuch gibt es übrigens. Im Hörbuch haben wir bewusst die Dialekte, Sächsisch beispielsweise, weggelassen.

Akuma: Warum?

Sasha: Weil einige im Team Zweifel hatten, ob sich vielleicht die ein oder andere Gruppe diskriminiert fühlen könnte. Letztlich muß ich sagen, dass wir bei den Lesungen festgestellt haben, dass gerade die Dialekte, die wir live auch sprechen, besonders gut ankommen und sich da niemand angegriffen fühlt.

Akuma: Wenn man "Unverarschbar" liest und Deine Biographie kennt Martell, kann man sich als Leser nicht des Verdachtes erwehren, dass Du generell vom Musikgeschäft genervt bist. Für sämtliche Bereiche des Musiker-Daseins hast Du die passende Kritik zur Hand hast. Deshalb möchten wir Dich, lieber Martell, fragen, was Dich als aktiver Musiker am meisten in der Musikindustrie und -Landschaft stört und was Du, wenn Du könntest, sofort verändern würdest?

Martell Beigang: Das dialektische Grundproblem eines Musikers ist, dass er als Künstler wahrgenommen werden möchte. Um überhaupt wahrgenommen zu werden, muß er sich allerdings früher oder später selbst vermarkten oder vermarkten lassen. Er erwartet von seiner Umwelt, dass sie seine Musik als Produkt betrachtet, was sich zu konsumieren lohnt. Aber wehe jemand kommt und sieht in dem, ach so sensiblen Künstler (mich selbst eingeschlossen) ein Produkt, dann fühlt er sich komplett mißverstanden. Wie bei allem hilft auch hier nur ganzheitliches Denken weiter. Es wäre zum Beispiel hilfreich, wenn ein Mitarbeiter einer Plattenfirma neben seinen BWL Kenntnissen auch ein bisschen etwas von Musik verstehen würde. Ebenso sollte sich jeder Musiker fragen: Was gebe ich anderen Menschen überhaupt mit meiner Musik?

Akuma: Was für Lösungsvorschläge/Ratschläge hast Du als Autor, Mensch und Musiker, für Kollegen die ähnlich wie Ben unterwegs sind, parat?

Martell Beigang: Als Autor oder Musiker sollte man immer hunderprozentig von dem ausgehen, was man machen, was man sagen möchte. Und zwar ohne nach links und rechts oder auf den Erfolg zu schielen. Das widerspricht zwar dem, was ich gerade zuvor gesagt habe, aber nur scheinbar. Mit dieser künstlerischen Konseqeunz erhöht man die Chance etwas besonderes zu schaffen. Besonderheit erfordert Konsequenz. Erst dann stellt sich die Frage, kann man das überhaupt vermarkten, was ich da mache. Und daran knüpft sich gleich die nächste Frage. Was passiert, wenn es Schwierigkeiten gibt bei der Vermarktung? Das Produkt ändern? Aus künstlerischer Sicht die schlechtere Variante. Inzwischen finde ich es gar nicht so doof zu sagen, ich zieh künstlerisch mein Ding durch und arbeite halt nebenbei etwas anderes, um meine Kunst zu finanzieren. Soweit zur Theorie. Ich selbst war dazu immer zu stolz und habe immer weiter als Musiker gearbeitet. Und meistens ging die Rechnung ja auch auf.

Akuma: Welchen Rat würdest Du, aus Deinem Fundus an Erfahrungen schöpfend, jungen Musikern raten Sasha?

Sasha: Da kann ich kein Patentrezept geben. Ich würde aber sagen, dass es sicher nicht der beste Weg ist, wenn man denn wirklich auf lange Sicht an einer Musikkarriere interessiert ist, den über eine Casting-Show anzustreben. Ich selbst hab auch sechs Jahre lang mit meiner damaligen Band versucht an einen Plattenvertrag zu kommen. Dann haben wir uns aufgelöst und ich war Solo unterwegs. Es spielt, nebst Talent und Durchhaltevermögen, und das darf man dabei nie vergessen, auch immer Glück eine Rolle. 2006 hatte ich beispielsweise mal einen Hänger und bekam durch "Dick Brave & The Backbeats" wieder die richtige Motivation und Richtung. Man muß einfach dran bleiben.

Akuma: Wie kam es dazu, dass Ihr beide im Duo die Lesereise antretet?

Martell Beigang: SASHA hatte mich vor einiger Zeit bei einer meiner Lesungen in Hamburg besucht und meinte, er hätte Lust auch mal selbst vor Publikum zu lesen. Ich hielt das für eine Schnapsidee, aber am nächten Tag rief er tatsächlich an und meinte: Wenn wir es machen, dann aber richtig, sprich wir haben gleich mehrere Termine gebucht und vorher ein Hörbuch mit ihm als Sprecher produziert. Ich selbst hätte SASHA nicht gefragt, ob er mit mir auf Lesetour gehen möchte. Das wäre mir zu billig gewesen, ihn zur Bewerbung meines Buches zu mißbrauchen. Aber jetzt, wo ich merke, ihm macht das auch einen Heidenspass das Ganze, ist die Freude natürlich riesengroß.

Akuma: Du lebst seit knapp drei Jahren in Hamburg und sagst, dass Du Dich dort pudelwohl fühlst. Bist Du vor Eurer Lesung am 10.02. in den "Fliegenden Bauten" schon nervös? Immerhin gilt das Publikum als "nordisch unterkühlt"...

Sasha: Ja, tatsächlich musste ich mich selbst auch erst einmal von all den Klischees freimachen. Da wo ich herkomme sind die Leute ja auch als "Sturköpfe" bekannt. Aber ich muß sagen, dass ich mich von Anfang an in Hamburg wohl gefühlt hab. Es ist eine tolle und schöne Stadt und ich kann mich hier (Schanzenviertel) ganz frei bewegen. Dass das Hamburger Publikum jetzt besonders unterkühlt ist, habe ich selbst noch nicht erlebt. Es stimmt aber, dass man sich den Applaus des Hamburger Publikums erst "verdienen" muß und nicht alles gleich euphorisch abgefeiert wird. Das ist ja auch eine sportliche Herausforderung an uns und ich freue mich auf die Lesung.

Akuma: Martell, was ist Dir lieber: eine abrockend wilde Crowd vor der Bühne (als Musiker-Martell) oder der Applaus eines aufmerksam zuhörenden Publikums (als Autor-Martell) während Deiner Lesungen?

Martell Beigang: Beide Publikums-Situationen sind tatsächlich sehr unterschiedlich, aber Ich genieße sie beide. Und schönerweise spiele ich auf der kommenden Lesereise ja auch Songs mit meiner Band Hallo*Erde zwischen den Leseteilen, sodass so eine Lesung mit Musik für mich ein traumhafter Abend mit allen Facetten darstellt.

Akuma: Euch beiden sagt man ein unglaubliches Talent nach spontan witzig zu sein. Bei Dir Sasha hat man immer das Gefühl, dass Du unter keinen Umständen - fast wie ein Fels - aus der Ruhe zu bringen oder um eine Antwort verlegen bist.

Sasha: Ja, mit der Zeit ist man vielleicht besser geübt und vorbereitet auf bestimmte Situationen und Fragen. Dass ich jetzt aber immer auf alles eine Antwort habe, kann ich trotzdem nicht behaupten. Durch meine schauspielerische Tätigkeit habe ich zum Beispiel wahnsinnig viel von meine Schauspiel-Kollegen gelernt. Anders als auf der Bühne reichen vor der Kamera schon kleinste Andeutungen, um es auf den Punkt zu bringen. Auch das richtige Timing ist ganz entscheidend und Comedy und "witzig-sein" richtig harte Arbeit.

Akuma: Insgesamt ist Dein Erzähl-Stil sehr unterhaltend und gespickt von viel gut platziertem Wortwitz. Bist Du privat eigentlich genauso humorvoll wie Du schreibst oder doch eher der nachdenkliche Typ?
Martell Beigang: Humor ist mir sehr wichtig im Leben. Aber grundsätzlich bin ich eher der ernsthafte "Typus Melancholicus". Der Wortwitz sprudelt nicht so aus mir heraus, dazu bin ich nicht spontan genug, ich lege mir die Worte lieber in Ruhe zurecht. Gerade diese Möglichkeit mag ich an der Tätigkeit des Schreibens. SASHA zum Beispiel ist da viel schneller mit einem spontanen Klopfer bei der Hand, drum ergänzen wir uns da live auch sehr gut.

Akuma: Im Buch kommt eine schlecht vorbereitete Radio-Redakteurin, die Ben mit oberflächlichen recherchierten Standard-Fragen nervt, ziemlich schlecht weg. Wie gehst Du persönlich, in Deinem neuen Job als Autor, mit Kritik um Martell? Kannst Du besser einstecken oder austeilen?

Martell Beigang: Schlecht recherchierte Standartfragen sind ja keine Kritik sondern zeigen einfach nur, dass mein Gegenüber seinen Job nicht sehr ernst nimmt und sich nicht für mich interessiert. Mit fundierter Kritik kann ich gut umgehen. Allerdings ist es immer wieder schwierig zu realisieren, dass man im gedruckten und veröffentlichten Buch nichts mehr verändern kann. Gesagt ist gesagt...

Akuma: Sasha, schreibst Du außer Songtexten, eigentlich auch? Hat Martell Dich unter Umständen sogar zum Schreiben animiert?

Sasha: Zurzeit plane ich nichts, ausschließen will ich aber auch nichts. Ich kann mir tatsächlich sehr gut vorstellen mal ein Buch zu schreiben. In absehbarer Zeit allerdings noch nicht.

Akuma: Was würdest Du sagen, kann man (auch als Nicht-Musiker) vom Roman "Unverarschbar" lernen?

Sasha: Ich denke, dass sich jeder Leser von "Unverarschbar" irgendwie auch mit Ben, und all den Mißgeschicken die ihm passieren, identifizieren kann. Die Situationen sind durchaus gut auf den Alltag übertragbar. Am Wichtigsten aber bleibt, dass der Roman unterhaltsam ist und die Leute Spaß an der Geschichte haben.

Akuma: Herzlichen Dank für Eure Zeit und viel Spaß und Erfolg auf Eurer "Unverarschbar"-Lesereise.

Martell Beigang: Vielen Dank für das schöne Interview. Hat Spass gemacht.

~ Katina Kampardina (akuma)


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