Wo Fängt Dein Himmel An?

Poisel heißt er, man spricht es - für alle Bayern und andere Heimatfilmliebhaber - "Poasell", und man ruft ihn auch nicht Sepp. Vor 25 Jahren in der schwäbischen Provinz geboren, klingt jener Künstler, als hätte es jene Welle in den Neunzigern, die die deutsche Sprache im Liedtext reetablierte, nie gegeben. Ordnet man ihn zunächst genau dort ein, klingt er bald nach PeterLicht, den rebellischen Achtzigern, nach Tocotronic in ihrer blechern-naiven Anfängerzeit. Auch Poisels Ansatz ist dilettantisch-naiv, und jeder Vergleich verschwimmt sogleich.

Denn der Sänger nimmt sich auch den Rock'n'Roll-Ausbruch heraus, so wild das als Einzelkämpfer eben geht, dafür aber ungehemmt und unbedacht, ob es ins Gesamtkonzept passt. Dies ist ohnehin ein schwieriges Thema bei ihm, denn "Wo fängt dein Himmel an?" klingt im besten Sinne wie eine Stoffsammlung, ein paar Blätter zusammengetackert, ob wutentbrannt oder wirklich enttäuscht, Herr Poisel lässt es einfach raus, ohne Rücksicht auf Kontext. Als gäb's kein Morgen mehr für seine Handvoll Liebeslieder.

Für ihn hat alles die Dringlichkeit des Heute. Sturkopf und Backpacker, der er ist, will er das Abenteuer, vertraute keinem Label seine Songs an. Erst kurz vor knapp, so besagt die Legende, erhielt doch Grönemeyers Label den Zuschlag, und der erfahrene Nuschler supportet sogleich den jungen Künstler: wärmend und beruhigend, so sagt "Gröni", seien seine Songs.