Pebble to a Pearl

Nach Enttäuschungen durch ihre Plattenfirma, die sie - ohne Erfolg - zur charttauglichen Soul-Pop-Diva aufbauen wollte, hat Nikka Costa zusammen mit Ehemann und Produzent Justin Mitchell Stanley dieses Album komplett in Eigenregie eingespielt. Und auch wenn man kaum umhinkommt, bei "Pebble To A Pearl" mit Begriffen wie "Retro" und "Soul" zu hantieren, reflexartige Amy-Winehouse- und Duffy-Vergleiche sind hier unangebracht.

Denn wo jene beiden sich freizügig und mit der Ungeniertheit des Pops am Erbe des klassischen 60er-Jahre-Souls bedienen, gibt Nikka Costa die fast schon wertkonservative Bewahrerin. "Pebble To A Pearl" biedert sich zu keinem Zeitpunkt dem zeitgenössischen Geschmack an, die Sängerin und Songwriterin setzt voll auf Authentizität. Der Einsatz von allerlei Tasteninstrumenten wie Moog, Clavinet, Piano und Wurlitzer erinnert immer wieder an die Funk-Großtaten eines Stevie Wonder. Der Stehblues "Love To Love You Less" hätte auch Irma Thomas zu Ehre gereicht, beim Gitarrensound, Gospelchor und der sanften Melodramatik von "Cry Baby" lässt Otis Redding kurz grüßen. Kurz: Es scheint fast so, als ob sich Nikka Costa für dieses Album den kompletten Motown- und Stax-Backkatalog einverleibt hätte, um den Sound möglichst originalgetreu zu reproduzieren.

Dafür sorgt auch ihre Band, allesamt ausgezeichnete Studiomusiker, die bereits mit Größen wie Al Green, Bill Withers oder Quincy Jones zusammenarbeiteten. Und so gibt es an "Pebble To A Pearl" geschmacklich auch rein gar nichts auszusetzen. Einzig Nikka Costas Songwriting kommt leider selten über gut gemachtes Handwerk hinaus, die letzte wirklich zündende Idee fehlt einigen Songs. Aber womöglich ist das Krittelei auf hohem Niveau. Es allen recht zu machen, ist eben unmöglich.