My Chemical Romance

Beständig unbeständig


My Chemical Romance widerlegen mit ihrem neuen Album "Danger Days" ihr Image als Emo-Band

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Beständig unbeständig

My Chemical Romance widerlegen mit ihrem neuen Album "Danger Days" ihr Image als Emo-Band

30.11.2010 So still wie es zwei Jahre lang um My Chemical Romance war, so laut kehren sie wieder zurück: "Killjoys, make some noise" brüllt es einem auf ihrem neuen Album entgegen - es folgen krachende Gitarrenriffs, ein druckvolles Schlagzeug und ein fröhlich skandiertes "Na Na Na". Fröhlich? Genau! Als traurige Emo-Band missverstanden, huldigen My Chemical Romance auf "Danger Days: The True Lives Of The Fabulous Killjoys" leidenschaftlich dem Old-School-Rock'n'Roll. Dabei verlief die Arbeit am Neuling nicht reibungslos: Die Gruppe brauchte zwei Anläufe, bis sie mit den Aufnahmen zufrieden war. Obendrein verließ mit Bob Bryar bereits der zweite Schlagzeuger die Band. Einen Neuen suchen sie laut Gitarrist Frank Iero jedoch nicht: "Die Band, das sind nur wir vier Ur-Mitglieder, das wollen wir nicht ändern", erklärt er im Interview - und das, obwohl musikalische Veränderungen doch ausdrückliches Prinzip der Band sind.

Frank Iero ist vor drei Monaten Vater von Zwillingen, Cherry und Lily, geworden. Der 29-Jährige ist traurig, dass es ausgerechnet jetzt auf Tour geht, doch er muss ja Geld verdienen: "Die Musik ist nun mal das, was ich beherrsche. Und ich liebe es. Ich hoffe, dass sie das irgendwann mal verstehen." Während Frank mit der Band unterwegs ist, hält ihn seine Frau Jamia auf dem Laufenden: "Ich danke Gott für die moderne Technologie! Ich skype jeden Morgen mit den Mädchen." Auf der Bühne stehen stets zwei Fotos der Babys hinter ihm.

My Chemical Romance - N

Auch Sänger Gerard Way ist bereits Vater einer Tochter: Bandit Lee ist fast eineinhalb Jahre alt. Den Familien zuliebe habe man diesmal versucht, die Tournee klüger zu planen. Weihnachten verbringt die Band zu Hause, bevor im Januar die Welttournee zum neuen Album startet. Diesen Vorsatz nahmen sie sich jedoch auch, "weil wir uns gut erinnern, wie erschöpft wir das letzte Mal waren". Über 20 Monate reisten My Chemical Romance 2007/2008 mit "The Black Parade" um den Globus. "Mit der letzten Platte waren wir wirklich überall und sind unerbittlich immer weiter getourt. Es gab einen Punkt, an dem sogar das Label anrief und fragte: 'Warum seid ihr immer noch unterwegs?' So weit soll es nicht wieder kommen." Das große Finale zelebrierten sie vor 20.000 Zuschauern in Mexico City - festgehalten auf der DVD "The Black Parade Is Dead!". Die Band war damals zweifellos auf dem vorläufigen Zenit ihres Erfolgs. Anschließend wurde es still.

Ihr Debüt veröffentlichten My Chemical Romance knapp drei Monate nach ihrer Gründung. "I Brought You My Bullets, You Brought Me Your Love" war in erster Linie vom 11. September inspiriert: Sänger Gerard Way, damals angestellt in einem New Yorker Comic-Buchladen, wurde Augenzeuge der Anschläge und verarbeitete sein Erlebnis in den ersten Songs der Band. Obwohl die erste Platte der Gruppe kommerziell noch nicht erfolgreich war, unterschrieb das Quintett schon 2003 bei der Warner-Tochter Reprise Records. Als ihr Zweitling "Three Cheers for Sweet Revenge" (2004) samt der erfolgreichen Auskopplung "I'm Not Okay (I Promise)", die Platz vier der US-Singlecharts erreichte, erschien, formte sich in der Presse bald das Bild von der düster-depressiven Alternative-Band. Mit dem noch opulenteren dritten Album "The Black Parade" verstärkte sich ihr Emo-Image - nicht zuletzt, weil die Band stets in schwarzen Kostümen und mit Make-up auftrat.

Mehr oder weniger erfolgreich wehren sie sich bis heute gegen diese Schublade: "Emo ist so ein Modewort, das man jungen Typen anhängt, die schwarze Haare tragen und traurige Musik machen", flucht Frank Iero im Gespräch. "Es war sehr offensichtlich, dass die Leute, die uns diesen Stempel aufdrückten, unsere Platten nie wirklich gehört haben." Mehr noch als das "Emo"-Missverständnis an sich ärgert den Gitarristen jedoch, dass man ihnen dieses Image obendrein immer wieder negativ auslegte: "Da wurde behauptet, dass wir den Tod verherrlichen und auf unsere Hörer schimpfen - solch gemeiner Unfug und Hass wird doch nur verbreitet, um Zeitschriften zu verkaufen." 2008 wurde der Band sogar der Selbstmord eines Mädchens vorgehalten, als die britische Zeitung "The Sun" den Suizid eines Fans mit My Chemical Romance in Verbindung brachte - "Das hat mit uns als Band überhaupt nichts zu tun."

Nun strafen sie alle Kritiker Lügen und widerlegen mit ihrem vierten Album "Danger Days: The True Lives Of The Fabulous Killjoys" alle Vorurteile. Ganz bewusst habe man sich mit dem Wunsch nach Veränderung ins Studio begeben: "Es ist es eine große Chance, dass man alle paar Jahre die Möglichkeit hat, sich neu zu erfinden und eine Wiedergeburt der Band anzustoßen." Wenn es eines gibt, dass sie charakterisiere, dann, dass sie "beständig unbeständig" seien. Und doch war es ein langwieriger Prozess, der zwei Anläufe brauchte: "Wir schrieben und produzierten in kurzer Zeit 30 Songs, doch als wir das Ergebnis hörten, klang es nicht nach unserer Band. Wir hatten nicht das Level erreicht, das wir wollten." Der Wendepunkt war der Song "Na Na Na (Na Na Na Na Na Na Na Na Na)", der ihnen Mut machte, noch einmal bei Null zu beginnen - mit erfrischendem Rock'n'Roll, mal poppig, mal punkig und immer positiv.

My Chemical Romance - M

Und auch optisch hat sich einiges verändert: Der ehemals wasserstoffblondierte Sänger Gerard Way hat sich die Haare signalrot gefärbt, die Jungs haben sich abgeschminkt, die schweren, schwarzen Uniformen abgelegt und präsentieren sich leger und unverkrampft. Frank Iero ist optimistisch: Nach fast zehn Jahren habe er das Gefühl, dass die Öffentlichkeit My Chemical Romance endlich fern jeder Schublade betrachtet. ~ Alexandra Petrusch (teleschau)


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