Ein Blick auf das Cover von "The Boy Who Knew Too Much" verrät schon eine Menge über Mikas zweite Platte. Wieder überließ der stimmgewaltige Brite das Artwork seiner Schwester, die in Struktur und Grundkonzept das Motiv des gefeierten Debüts "Life In Cartoon Motion" (2007) beibehielt: ein Comic-Universum, bunt, aber mit klaren, feinen Linien umrissen. Dennoch fällt der Unterschied auf: Sprang einen vor zwei Jahren noch die pure, ungefilterte Lebensfreude aus dem Bild entgegen, wirkt das Cover der neuen Platte zwar immer noch fröhlich, aber auch nachdenklicher, vielleicht sogar reifer. Ein erster Eindruck, der sich auch musikalisch nicht als optische Täuschung erweisen soll. ~ Annekatrin Liebisch (teleschau) aufklappen »
Problemlos lässt sich das Dutzend neuer Songs an die etablierte Mika-Playlist anhängen. Der 26-Jährige bewohnt weiterhin seine eigene Pop-Welt, die er mit übersprudelndem Charme regiert. "Bleib du selbst und lass dir von niemandem reinreden" lautet noch immer die Parole, die er in "Grace Kelly" herausgab und nun mit "We Are Golden" bekräftigt. Doch hatte das Debüt kindliche Züge, ist Mikas Musik nun in die Pubertät gekommen. Glücklicherweise ohne Hautunreinheiten, aber dafür den anderen Problemen, die wohl jeder irgendwann durchleben musste: Liebeskummer, natürlich, und das Gefühl, nirgendwo richtig dazuzugehören.
Und so wie jeder eine andere Taktik wählt, diese Zeit möglichst unbeschadet zu überstehen, suchte sich Mika die Stilmittel aus, mit denen er seinen Pop-Songs Charakter verleiht: In der Ballade "I See You" sind es dramatische Streicher, die viel zu kitschig klingen, um wirklich kitschig zu sein. Der Herzschmerz, den einen "Blue Eyes" bescheren können, wird mit sanften Karibikrhythmen langsam beiseite getanzt, während in "Toy Boy" kokett verspielte Klarinetten auf harte Realität treffen. Dass man spätestens nach dem dritten Refrain mitsingen muss, stellt das verbindende Element dar, das die abwechslungsreichen Songs zu einem warmherzigen Ganzen zusammenfügt. Zu einem angenehmen Gefühl im Inneren, das die Welt augenblicklich ein wenig bunter erscheinen lässt.