Martha Wainwright

"Ich war ein Geheimniskrämer"


Martha Wainwright lebt als "kleine Schwester" entspannt - und gut damit.

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"Ich war ein Geheimniskrämer"

Martha Wainwright lebt als "kleine Schwester" entspannt - und gut damit.

31.12.2009 Alles ist Musik in dieser Familie. Songwriter Loudon Wainwright ist ihr Vater, Folk-Ikone Kate McGarrigle ihre Mutter und dann gibt es noch Rufus, den großen Bruder und selbsternannten "Gay Messiah", der mittlerweile der Bekannteste der musizierenden Familie Wainwright ist. Martha leidet darunter, so lässt sich zwischen den Zeilen feststellen, allerdings nicht. Sie geht stattdessen konsequent ihren eigenen Weg: Mit "Sans Fusils, Ni Souliers, A Paris" veröffentlichte sie gerade ein wunderbares Album mit Coversongs von Edith Piaf, "weil es schnell gehen sollte", wie sie zugibt. Und genauso offen, direkt und charmant spricht die 33-Jährige von sich und der Künstlerin, der sie die Ehre erweist, auch während des gesamten Interviews. Dabei hätte die extrem entspannte Sängerin allen Grund weniger zu lachen, nicht so freundlich zu sein, wie sie ist und ein wenig zu jammern. Denn sie ist hochschwanger.

Das Beste an Ihrem Album: Es ist einfach nur schön, driftet aber nie ins Kitschige ab. Und man weiß nicht genau, ob dieser Umstand an Ihren Interpretationen oder an den Originalen von Edith Piaf liegt ...

Martha Wainwright - S

Martha Wainwright: Da haben Sie schon recht. Sie hat so wunderbare Songs, ich hatte nur die Aufgabe, mich an diese anzunähern. Eigentlich ganz schön eigennützig.

Wann haben Sie das erste Mal einen Song von Edith Piaf gehört?

Wainwright: Ich war höchstens acht, meine Mutter hatte zu Hause in Montreal einige Aufnahmen von ihr. Mein Bruder Rufus entdeckte sie eines Tages und spielte sie mir vor. Das war für mich eine unglaubliche Offenbarung.

Berührte Sie die Traurigkeit darin?

Martha Wainwright - B

Wainwright: Damals gar nicht so. Ihre intensive Stimme war für mich das Wesentliche - eigentlich so gut wie außer Kontrolle, aber doch hatte sie sie im Griff. Auch ihre Energie und ihr Aussehen faszinierte mich als Kind. Heute bin ich so großer Fan, dass ich anfangs gar nicht so sicher war, ob ich dieses Album wirklich aufnehmen sollte. Dann habe ich mich entschieden, nicht all zu viele populäre Songs auszuwählen.

Rein karrieretechnisch ist es nach zwei eigenen Alben eigentlich entweder zu spät oder zu früh für ein Coveralbum ...

Wainwright: Ja, das stimmt wohl nach allgemeinem Empfinden und ist auch nicht die naheliegendste Wahl, aber die Rädchen des Erfolgs wollte ich nie in Gang setzen. Es war eine schnelle Sache, die man zwischen zwei eigenen Sachen veröffentlichen kann. Live, französisch, ich fand das klasse und unkompliziert.

Es gibt auch Parallelen zu Edith Piaf, sie standen beide relativ früh schon auf der Bühne. Sie waren zehn, als Sie erstmals auf Tour gingen.

Wainwright: Wir gehorchten vielleicht beide seit frühester Jugend der Musik, aber ihr Leben war sehr viel härter als meines.

Französisch lernten Sie in der Schule, oder?

Wainwright: Ja, wir als Immigranten mussten in Montreal eigentlich die komplette Schulzeit über Französisch lernen und sprechen. Nachdem ich nun zehn Jahre weg bin aus Kanada und in New York lebe, wurde mir die Sprache vielleicht wieder ein wenig fremder, da ich sie kaum mehr spreche. Damals wurde ich zu dieser Fremdsprache gezwungen, was ich im Nachhinein gut finde. Ich werde meine Kinder auch dazu ermutigen, mindestens zweisprachig aufzuwachsen.

Sind Sie da schon in der konkreten Planungsphase?

Wainwright: (lacht) Ja, ich bin schwanger und werde im Januar mein erstes Kind bekommen.

Und Sie bleiben in Ihrem Stadt-Appartment in New York wohnen?

Wainwright: Ja, aber ich werde das Baby in Montreal zur Welt bringen, damit es auch die kanadische und amerikanische Staatsbürgerschaft hat - und um meine Mutter glücklich zu machen (lacht). Außerdem schätze ich die wirklich gute Gesundheitsvorsorge in Kanada.

Man kann sich Sie auch viel besser in einem Holzhaus in Kanada vorstellen als in New York.

Wainwright: Das würde ich mir auch wünschen, ehrlich. Ich habe in meinem kleinen Appartment einige Holzmöbel, trage einen Schal und heize nicht, damit es sich nach kanadischer Kälte anfühlt (lacht). Aber die Arbeit ...

... ist wirklich der Grund, weswegen Sie in New York leben?

Wainwright: Ja, du bist überall schnell, kannst dir gute Shows anschauen, hast sehr kurze Wege zum Studio und zum Flughafen. Und: Ich gehe sehr gern Essen oder mal aus.

Demnächst fällt das Ausgehen dann wohl flach ...

Wainwright: Ach, ich geh doch auf Tour im Sommer. Das Baby kommt im Bus mit und das Ganze geht weiter wie bisher. Dann mach ich mein nächstes Album, passt alles. Und anfangs sind die ja sehr klein. Das macht es einfach, man bringt sie überall unter. In fünf Jahren ist das mit dem Reisen vielleicht komplizierter.

Das klingt sehr entspannt.

Wainwright: Ja, ich habe eine relaxte Grundhaltung. Aber vielleicht reiße ich mich auch gerade nur zusammen. (lacht)

Wie war es mit dem Rauchen aufzuhören?

Wainwright: Das aufzugeben war nicht so schwer, weil ich ja meist rauchte, wenn ich Alkohol getrunken habe. Aber damit musste ich ja auch aufhören. Alles in allem also eine schöne Sache, totale Reinigung, weg vom jahrelangen Rock'n'Roll-Lifestyle, alles anders. So eine Schwangerschaft ist eine willkommene Abwechslung (lacht laut).

Da das Ihrem Kind jetzt auch blüht: Wie war das so in eine Musikerfamilie geboren zu werden?

Wainwright: Ich war eher ein Geheimniskrämer, schließlich war ich nur von Musikern umgeben und ziemlich scheu. Ich wollte nicht vor anderen spielen. Meine Eltern zeigten mir nur ein paar Akkorde, danach habe ich recht schnell meinen eigenen Stil gefunden, war da aber auch sehr unsicher, wie sich das anhören würde.

Welche Art Musik hört sich denn für Sie gut an?

Wainwright: In erster Linie sind es die alten, gefühlsbetonten Songwriter, die mich berühren, mehr zum Beispiel auch, als es Filme können. Ich bin da noch von gestern.

Eine romantische Komödie mit Jennifer Aniston macht Ihnen also wenig Freude?

Wainwright: Damit kann ich nichts anfangen. Ebenso wenig wie mit den Songschreibern, die mehr Style als Substanz haben. ~ Claudia Nitsche (teleschau)


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