Marit Larsen

Akuma exklusiv: Marit Larsen im Interview


"...ich folge immer meinem Bauchgefühl"

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Akuma exklusiv: Marit Larsen im Interview

"...ich folge immer meinem Bauchgefühl"

19.02.2010 Noch bis Mitte März tourt die norwegische Musikerin noch durch Deutschland und verzaubert mit ihren gefühlvollen Songs Publikum und Presse zugleich. Mit Ihrem Song "If A Song Could Get Me You" (aus dem gleichnamigen Album) stürmte die 26-jährige nicht nur in Deutschland auf Platz 1 der Charts.

In ihrer Heimat Norwegen ist Marit Larsen bereits seit Mitte der Neunziger Jahre bekannt und längst zum norwegischen "Vorzeige-Musik-Export" avanciert. Am 19. Februar erscheint nun mit "Under The Surface" die zweite Singleauskopplung der Künstlerin.

Vier Tage vorher traf Akuma die äußerst sympathische Marit Larsen zum Interview in der "Grossen Freiheit 36" in Hamburg.

Akuma: Als Solo-Künstlerin ist Dir bereits mit Deinem Debüt-Album "Under The Surface" (2005) der Durchbruch gelungen. Einen MTV Europe Music Award nennst Du ebenfalls Dein eigen und die aktuelle Single "If A Song Could Get Me You" landete nicht nur in Deutschland auf Platz 1 der Charts. Wie erklärst Du Dir diesen fulminanten Erfolg?

Marit Larsen: Nun ja, das ist sehr schwer zu sagen, denn ich folge immer meinem Bauchgefühl. Ich schreibe alle meine Songs selbst und arbeite wirklich hart daran Alben zu machen, auf die ich stolz sein kann. Da bin ich bei jeder Veröffentlichung sehr gewissenhaft. Außerdem habe ich durch das Duo M2M bereits sehr viele Erfahrungen sammeln können, selbst wenn vieles auch in musikalischer Hinsicht, noch ein großes Abenteuer war. Grundsätzlich gab es damals aber wahnsinnig viele Menschen, die involviert waren und entschieden haben. Ich denke, dass sowas gefährlich sein kann.

Akuma: Sich Entscheidungen abnehmen zu lassen und wenig Kontrolle zu haben?

Marit Larsen: Ja, denn immerhin stehst Du als Künstler auf der Bühne und musst hinter Deiner Musik stehen können. Außerdem gehen die Menschen einfach davon aus, dass Du für all das stehst, was sie gerade von Dir hören. Wenn nicht, dann ist das ein schreckliches Gefühl. Heute ist es so, dass ich meine Songs schreibe, mit meinem Produzenten ins Studio gehe, das Album erst einmal fertigstelle und dann erst können alle möglichen Leute ihren Senf dazu geben. Meiner Meinung nach ist das eine großartige Arbeitsweise. Ein Erfolgsrezept kann ich aber auch nicht verraten.

Akuma: Du stammst aus einer sehr musikalischen Familie. Stand immer fest, dass Du ebenfalls Musikerin wirst oder hattest Du zeitweise andere Berufswünsche?

Marit Larsen: Es war eine recht langsame Entwicklung. Im Grunde habe ich immer schon darauf hingearbeitet aber zur gleichen Zeit habe ich mir auch nie vorstellen können, so erfolgreich zu sein, wie ich es zurzeit bin. Ich hätte mir damals auch nicht ausmalen können, 200 Tage im Jahr auf Reisen zu sein und wusste vorher nicht, wie dieses Leben hätte sein können. Tja - und es ist tatsächlich noch besser als ich es mir je hätte träumen können. (lacht)

Akuma: Also hattest Du nie andere Karrierepläne?

Marit Larsen: Ein Zeit lang wollte ich unbedingt Literatur studieren. Vielleicht hole ich das einfach nach, wenn ich das viele Herumreisen und Touren satt habe. Aber ich bin ja auch erst 26 Jahre alt, da habe ich doch noch ein wenig Zeit. (lächelt)

Akuma: Ist es wahr, dass Du schamlos anderer Menschen Geschichten und Erlebnisse für Songstexte stiehlst?

Marit Larsen: (lacht) Ja, aber ich muß dazu sagen, dass ich nur von Menschen stehle, die ich schätze und liebe.

Akuma: Es ist kaum vorstellbar, dass Dein eigenes Leben so langweilig und ereignislos ist, dass Du lieber über andere schreibst.

Marit Larsen: Nein, das stimmt. Langweilig ist es wirklich nicht. Aber wenn ich mir zum Beispiel den heutigen Tag ansehe und darüber schreiben würde, dann stünde da sowas wie: "Sehr früh aufgestanden, schnell zum Flughafen geflitzt und nach Hamburg geflogen, Mittagessen, dieses Interview, der Soundcheck" usw. Das möchte man sicher nicht gern hören und die Termine inspirieren mich auch nicht sonderlich zum Schreiben. Also bediene ich mich manchmal der Geschichten meiner Freunde. Sie leben ja auch alle sehr interessante Leben. Jeden Freitagabend bereiten sie sich auf das Wochenende vor, machen sich ausgehfertig und gehen auf Parties. All diese schönen Dinge eben?

Akuma: ...während Du in einem fremden Land, vor großem Publikum auf der Bühne stehst.

Marit Larsen: Ja, das stimmt schon und ich bin auf der Bühne und genieße das auch sehr, aber es ist trotzdem nichts, worüber ich Songs schreiben könnte. Ich befinde mich zurzeit wirklich in einem sehr guten Lebensabschnitt und bin darüber sehr glücklich. Generell war ich aber schon immer sehr von den Geschichten anderer inspiriert. (lächelt)

Akuma: Würdest Du Paul McCartney und Joni Mitchell als zwei Deiner Idole bezeichnen? Wenn ja, warum gerade diese beiden?

Marit Larsen: Ja, das ist wahr. Also ich habe wirklich unzählige Gründe aber ich werde mal versuchen mich auf ein paar davon zu beschränken (holt tief Luft). Beide sind unglaubliche Songwriter und haben ihre ganz eigene Lyrik als Schreiber und Geschichtenerzähler. Ihre Singstimmen sind einzigartig. Ihr Sinn für Melodien und die Magie die aufkommt, wenn die Musik mit dem Text verschmilzt, ist einfach unglaublich. Ihre gesamten Karrieren sind inspirierend. Für mich hat Joni Mitchell sowieso das beste Album aller Zeiten gemacht.

Akuma: Welches und weshalb?

Marit Larsen: "Blue" natürlich. Selbst wenn man sich die Trackliste anschaut, die Reihenfolge der Songs, das Cover, das Artwork, einfach alles an diesem Album ist großartig. Ich könnte es ständig hören (lacht).

Akuma: Du magst Filme und Kino. Kannst Du Dir vorstellen, auch mal in die Schauspielerei zu schnuppern? Wenn ja, welche Rolle würdest Du gern spielen?

Marit Larsen: Ich schaue wirklich gern Filme und bin sicher, dass mir das Schauspielern auch großen Spaß machen würde. Tatsächlich denke ich aber, dass ich als Schauspielerin grauenhaft wäre (lacht).

Akuma: Bekommst Du denn Filmangebote?

Marit Larsen: Ja, ich hatte auch schon ein paar Angebote. Als ich acht Jahre alt war hatte ich immerhin meine erste "professionelle" Rolle im Kindermusical "Annie". Ich hab auch bei "The Sound Of Music" und "The Wizard Of Oz" gespielt.

Akuma: Warst Du die Dorothee?

Marit Larsen: Leider nicht, da war ich bloß eine "kleinwüchsige Person" (lacht).

Akuma: (lacht mit)

Marit Larsen: Zurück zur Frage: ich kann mir das definitiv wieder vorstellen, dann aber mit vollstem Einsatz. Ich bin schon jemand, der immer 100% gibt.

Akuma: Und das kannst Du Dir im Schauspiel noch nicht vorstellen?

Marit Larsen: Nun ja, ich kenne so viele großartige Schauspieler, da will man sowas nicht versemmeln beziehungsweise auf die leichte Schulter nehmen. Ich denke nicht von mir, dass ich das, nur weil ich sehr oft auf der Bühne stehe, aus dem Ärmel schütteln kann.

Akuma: Was für Musik hörst Du privat? Gibt es Künstler, die Du zurzeit besonders gern hörst?

Marit Larsen: Zurzeit höre ich beispielweise das neue Corinne Baily Rae Album "The Sea", Phoenix, Regina Spektor und Feist, die unbedingt mit beiden Alben auf meiner Top 5 Liste steht. Sogar mit ihrem Remix Album, obwohl ich Remixes eigentlich hasse.

Akuma: Soviel Abneigung gegen Remixes?

Marit Larsen: (lächelt) Naja, immerhin bin ich auch Texterin. Aber natürlich tanze ich auch wahnsinnig gern und dafür ist das Remix Album wirklich perfekt! Die Kollektion nennt sich "Open Season" und es sind nur Feist Remixes darauf. Das höre ich zurzeit unheimlich gern.

Akuma: Wie wichtig ist Dir Styling und Outfit? Werden wir Marit Larsen auf der Bühne auch mal "baggy" und leger erleben?

Marit Larsen: Hmm... also mir ist schon wichtig, dass ich irgendwie "wach" ausschaue (lacht). Wenn man wie ich gerade auf Tour ist, bekommt man zwangsläufig nicht gerade viel Schlaf. Das Wichtigste ist mir trotzdem immer, dass ich wie ich selbst aussehe. Ich möchte auch nach zehn Jahre auf Fotos von heute schauen und sagen können, dass ich mich so wie ich aussah, auch wohl gefühlt habe.

Akuma: Wie hast Du, während Deiner Tour, Valentinstag verbracht?

Marit Larsen: Also das hört sich jetzt vielleicht komisch an, schließlich bin ich ja zurzeit auch verliebt und liiert. Aber ich muß sagen, dass ich Valentinstag überhaupt nicht mag. (lacht)

Akuma: Wie kommt das?

Marit Larsen: Weil sich dann die Dinge, die das gesamte Jahr über romantisch sind, plötzlich zum Valentinstag so erzwungen wirken. Man denkt "ach ja, er tut das jetzt bloß, weil es auch alle anderen tun". Dabei ist es vielleicht gar nicht so. Und dann all die Ballons, Poster und Blumen überall. Ich habe gerade erst mit jemandem über Valentinstag gesprochen und gesagt, dass ich den Tag nicht sonderlich mag. Da wurde mir gleich unterstellt, dass ich das bloß sage, weil ich vielleicht fürchte nicht genügend Aufmerksamkeit zu bekommen (lacht).

Akuma: Ist das denn so?

Marit Larsen: Oh nein, das ist wirklich nicht der Grund. Ich mag den Tag nur einfach nicht.

Akuma: Hast Du denn ein Valentinsgeschenk bekommen?

Marit Larsen: Ja, ich habe ein Bouquet Blumen bekommen (lächelt).

Akuma: Wie geht Dein Freund Thom mit Deinem Erfolg und vor allem auch mit männlichen Verehrern um? Ist er eifersüchtig?

Marit Larsen: Nein er ist gar nicht eifersüchtig und kommt mit allem sehr gut klar.

Akuma: Kein Stück eifersüchtig - nicht einmal so (1 cm mit den Fingern zeigend)?

Marit Larsen: Nein, nicht einmal so (lacht). Aber da wir uns über die Musik kennenlernten und er meinen Lebensstil kannte, wusste er auch vorher was ihn erwartet.

Akuma: Außerdem ist er selbst Musiker und tourt...

Marit Larsen: Ja genau, das hilft natürlich sehr, einander zu verstehen und die Dinge händeln zu können.

Akuma: Bist Du denn eifersüchtig, Marit?

Marit Larsen: Weisst Du was - tatsächlich nicht mehr (lacht).

Akuma: Hat es von heute auf morgen einfach aufgehört?

Marit Larsen: Nein, das nicht. Als ich etwas jünger war, war ich sogar sehr eifersüchtig. Das hatte definitiv damit zu tun, dass ich auch sehr unsicher war. Für mich war damals die Vorstellung, dass der Mensch mit dem ich zusammen war, mich für jemand anderen verlassen könnte, meine größte Unsicherheit. Ich denke, dass sehr viele Mädchen auch so fühlen, sich nur nicht trauen das auch zu sagen. Auch weil irgendwie doch meist von einem erwartet wird, dass man stolz durch die Gegend geht, glücklich ist oder zumindest so tut, als sei man selbstbewusst.

Akuma: Also hast Du Dich dann auch so verhalten und vorgegeben selbstbewusst zu sein obwohl Du unsicher warst?

Marit Larsen: Nun ja, wann immer ich in einer Beziehung war, hatte ich immer den Gedanken, dass er doch so ein toller Typ ist, irgendwann würde jemand kommen und ihn mir wegnehmen. Daher würde ich auch sagen, dass genau das Eifersucht ausmacht, die eigene Unsicherheit. Es ist doch ein Kompliment, wenn jemand Deinem Freund hinterher schaut. Das zeigt doch auch, dass man einen "guten Fang" gemacht hat (lacht).

Akuma: Wie stellst Du Dir Dein Leben in 10 Jahren vor?

Marit Larsen: Alles was ich weiß ist, dass ich noch wahnsinnig viel Musik in mir habe, daher werde ich noch lange schreiben. Egal ob nun für mich selbst oder auch für andere Künstler. Irgendwann hätte ich gern auch Babies. Allerdings nicht in den nächsten Jahren, denke ich. Es gibt für alles den richtigen Zeitpunkt (lächelt).

Akuma: Was sind aus Deiner Sicht wichtige Voraussetzungen für junge Musiker, um eine Karriere zu starten und erfolgreich sein zu können?

Marit Larsen: Also in 2010 ist das eine wahnsinnig schwer zu beantwortende Frage. Anders als damals gibt es überall immer mehr TV-Talent Shows, an denen man teilnehmen und vermeintlich schnell zu Bekanntheit kommen kann. Es gibt heutzutage sehr viele Möglichkeiten. Grundsätzlich gibt es aber auch hier kein Geheimrezept oder spezielle Dinge, die man unbedingt mitbringen sollte. Das einzige worin ich mir sicher bin ist, dass die Menschen immer gute Songs werden hören wollen. Also, wenn die Songwriter und Musiker dieser Welt weiterhin fleißig schreiben und arbeiten, dann gibt es immer Chancen.

[Im Hintergrund stimmt die Band zum Soundcheck an]

Marit Larsen: Oh - jetzt bin ich grad total aufgeregt, meine Band im Hintergrund schon spielen zu hören (lacht).

Akuma: Marit, vielen Dank für Deine Zeit und das schöne Gespräch. Wir wünschen Dir einen tollen Auftritt in Hamburg und weiterhin alles Gute.

~ Katina Kampardina (akuma)


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