War ja klar: Nach den in Form des New Wave wieder aufgelebten 80-ern sind jetzt die 90-er dran. Wurde auch Zeit. Ladyfinger (ne) haben sich aus dem Jahrzehnt vor der Jahrtausendwende den bassigen und Power-Chord-lastigen Grunge- und Alternativ-Rock draufgeschafft, wie ihn Nirvana und die Smashing Pumpkins angeschoben haben. Vor allem das Meisterwerk der Chicagoer um Billy Corgan muss es den Amerikaner angetan haben, denn auf "Dusk" erinnern die Gitarren schon sehr an den verzerrten Walls Of Sound von "Mellon Collie And The Infinite Sadness". ~ Lothar Gerber (teleschau) aufklappen »
Die wüste Bosheit, mit der "Over And Over" lospoltert, reicht locker an jene heran, mit der der glatzköpfige und nihilistische Alleinherrscher in "An Ode To No One" die Welt in Grund und Boden rockte. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn zum gleichen Teil erinnern die Songs auf "Dusk" an die Label-Kollegen Cursive. Ähnlich wie bei den Alben von Tim Kashers Formation durchleben Ladyfingers Lieder oft eine Entwicklung, bauen sich langsam auf und brechen dann ungehemmt los.
Glücklicherweise fehlt auch nie der nötige Schuss Catchyness. "Little Things" zum Beispiel hat das Zeug zu einem kleinen oder gerne auch großen College-Radio-Hit zu mutieren. Gut, die Chancen wären freilich größer, schrieben wir immer noch das Jahr 1995, aber hey: Wenn es schon Faith No More, einer der Wegbereiter des Metal-Rock-Funk-Jazz-HipHop-Crossovers, wagen, wieder aus der Versenkung aufzutauchen, dann muss an der Renaissance der 90-er doch wirklich etwas dran sein. Oder?