Fame

Im Gegenteil zu den zuletzt so gerne gefeierten Songwriterinnen geht es bei Lady Gaga wirklich nicht um Inhalte. Es geht um einen Beat, zu dem man sich bewegen kann, um eine geile Produktion. Der Rest ist eher zweitrangig, gerne auch ein bisschen zweideutig, nachzuhören etwa in "Lovegame": "I wanna take a ride on your discostick", heißt es hier, und wer da angesprochen wird und was genau das für ein Stab sein soll, wird lieber nicht mitgeteilt. Ist auch nicht so wichtig, denn der Sound, der stimmt: Lady Gaga und ihr lasziver Wechsel zwischen Raps und gesungener Hook gehen gut ins Ohr und werden von hübsch knackigen Achtziger-Beats eingekleidet. Eine zweite Seite zeigt sich im folgenden "Paparazzi", so einer Art Future-Ballade, die aber den Schmalz aufs Stimmliche beschränkt.

Was an "The Fame" auffällt: Lady Gagas Sound klingt oft arg projekthaft. Und in der Tat scheint es so zu sein, dass die Künstlerin selbst sich da auf jede Menge fremder Köche verließ: So findet sich in den Credits unter anderem der Name Martin Kierszenbaum. Der ist A&R bei ihrer Plattenfirma und zimmerte in der Vergangenheit Erfolgssongs für Acts wie t.A.t.U und drehte bei Keane und Sting an den Produktionsknöpfchen. Auch dass Lady Gaga trotz ihrer erst 22 Jahre bereits für etablierte Künstler wie die Pussycat Dolls schrieb, hört man.

Und genau genommen ist es das, woran "The Fame" krankt. Denn Lady Gaga und ihr Team orientieren sich zu oft an Pop-Versatzstückchen, benutzen nie etwas anderes als den Baukasten. Und da lässt sie eine etwas unglückliche Liebe zum Seichtpop nach Ace-Of-Base-Bauweise leider oft falsch greifen, nachzuhören etwa im wirklich ganz miesen "Eh Eh". Insofern bleibt festzustellen. Das mit der neuen Disko-Queen, das wird kaum klappen, für ein paar Sommerhits ist Lady Gaga aber sicher gut.