Passport: Back to Brazil

Seit 60 Jahren steht das Jazz-Urgestein Doldinger auf der Bühne, er komponierte unzählige Filmmusiken wie "Das Boot", die "Tatort"-Titelmelodie und ist bekannt für seine offen Art, jungen Musikern und frischen Ideen gegenüber. 1971 gründete er seine Band Passport, die - mit wechselnder Belegschaft - bis heute existiert. Der erste Schlagzeuger übrigens war ein gewisser Udo Lindenberg ...

2002 spielte Doldinger mit brasilianischen und deutschen Musikern im "Torn Brazil" in São Paolo, um das Repertoire, das vorher in den Studioaufnahmen zu "Back To Brazil" erarbeitet wurde, auch live auf die Bühne zu bringen. Mit üppigen acht Kameras und Dolby-Surround-Sound arrangierte Rockpalast-Regisseur Gerd F. Schultze eine spannende Aufnahme, die sonst bei Jazzkonzerten schwierig zu realisieren ist. Mit zwei Perkussionisten versuchte Doldinger 2002 seine Ideen von afrikanischen, europäischen und lateinamerikanischen Klängen in seine klaren, zeitlosen, saxofondominierten Linien und Melodien zu zaubern. Peter O'Mara an der Gitarre, Roberto Gioia (Keyboards), Patrick Scales (Bass) Ernst Stroer (Perkussion), Biboul Darnouiche (Perkussion) und Christian Lettner an den Drums lassen Doldinger den Raum, den er braucht. Klaus ist Chef, aber jeder darf mal.

Was jedoch fast mehr Spaß macht als das zweistündige Konzert ist die Dokumentation auf DVD zwei, die Doldinger als Reisenden in Sachen Musik und als Botschafter für interkulturelle Belange zeigt. Vor allem aber als erdigen Jazzmusiker. Die Aufnahmen mit seinen Musikern im Studio, Doldinger als Straßenmusiker in Brasilien, im Interview, als Bandleader und als Wanderer zwischen den Ideen und Kulturen beweist vor allem eines: Doldinger ist hungrig, offen, flexibel, lernfähig und voller Spielfreude, Enthusiasmus und jugendlichem Elan bei der Sache. Oder anders: Klaus Doldinger ist einer der Persönlichkeiten, die sich der zunehmenden Dieter-Bohlenisierung unserer Kulturlandschaft vehement entgegen stemmt.