Hätte ein durchgeknallter Wanderzirkusdirektor beschlossen, freigiebig Drogen an seine Mannschaft zu verteilen, anschließend eine Weltreise zu unternehmen und dabei jede Menge Musiker zu überfallen, dann käme das Ergebnis dem Sound von Katzenjammer wohl sehr nahe. Ihr Album "Le Pop" ist ein irrer Trip durch die Welt- und erfreulicherweise auch die Musikgeschichte. Die vier Norwegerinnen beherrschen Balalaika, Orgel und Glockenspiel genauso wie Mellotron, Mandoline oder auch Waschbrett und Keksdosen - was interessant klingt, wird genutzt. ~ Sabine Metzger (teleschau) aufklappen »
Ihre Rundreise starten die Musikerinnen mit "A Bar In Amsterdam" zwar dem Text nach in den Niederlanden, haben dabei aber mindestens einen mexikanischen Mariachi mit hyperaktiver Trompete im Gepäck. Weiter geht es mit einem kleinen Schlenker über Country-Gelände ("Tea With Cinnamon") zu einem Haufen alter Seebären für einen Shanty ("Hey Ho On The Devil's Back"), und damit ist noch lange nicht Schluss: Im weiteren Verlauf des Albums fallen auch der Balkan, die traditionelle Folkmusik und sogar Kurt Weill dem Zirkus zum Opfer. Ungeniert, aber stets charmant bedienen sich Katzenjammer auch bei Klassikern wie Chatschaturjans Säbeltanz ("Der Kapitän") und machen ihn sich mit Glockenspiel, Trompete, einer Mülltonne und einem ganzen Haufen anderer Instrumente zu eigen. Instrumente, ebenso wie die Lead Vocals, wechseln immer wieder von einem Bandmitglied zum anderen, sodass jeder Song eine wirklich ganz individuelle Note erhält; man kann nie so ganz sicher sein, was einen als nächstes erwartet. Die einzige Ausnahme dazu stellt "Wading in Deeper" dar. Mit der verhältnismäßig schlicht gehaltenen Folkballade lassen Katzenjammer den Zuhörer kurz zur Ruhe kommen, bevor sie zum letzten Drittel des Albums noch einmal durchstarten. Vielleicht ist das auch ganz gut so, denn dem einen oder anderen Zuhörer dürfte der turbulente Trip schlicht zu anstrengend werden. Für den Rest gilt: Mitgehen, abgehen, Spaß haben.