Bei der Zielgruppe reicht schon die bloße Erwähnung der Vornamen: Kevin, Joe und Nick. In USA neben Miley Cyrus und Zac Efron die derzeit angesagtesten Teenie-Idole, kreischen inzwischen auch in Deutschland junge Mädchen, wenn die Rede von The Jonas Brothers ist. Und nach der hierzulande verspäteten Veröffentlichung ihres Debütalbums im Juni diesen Jahres, liegt nun bereits eine neue CD vor. Selbstbewusst "A Little Bit Longer" betitelt, hört man dort erneut handwerklich sehr soliden Radio-Poprock. Ob die Jungs damit aber wirklich ein bisschen länger, gar dauerhaft erfolgreich sein werden, nun ja. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Aber die drei Brüder sind ja auch erst zwischen 16 und 21 Jahre alt. Sie verstecken sich nicht hinter ausgefuchsten Songwriter- und Produzententeams, schreiben immerhin ihre Songs selbst. Und sie haben mit Elvis Costello und Prince durchaus die richtigen Vorbilder vor Augen und ihre künstlerischen Ziele hochgesteckt. Dementsprechend lässt Nick Jonas vorab auch schon mal wissen, dass die Texte der neuen Songs "sehr viel tiefgründiger" seien. Nun, die immer noch eher simpel gestrickten Mädchen-trifft-Jungen-Platitüden werden diesem Anspruch nicht wirklich gerecht.
Auch die Musik auf "A Little Bit Longer" wirkt fast so maßkonfektioniert wie die Anzüge, die die drei auf dem Albumcover tragen. Ein Rap-Intermezzo hier ("Burnin' Up"), ein bisschen Glamrock hier und da ("BB Good", "Lovebug"), die vermeintliche große Ballade ("A Little Bit Longer"). Ansonsten anständige Popsongs mit einer ordentlichen Rockkante, aber eben nur so rockig, wie es der Anstand einer Band erlaubt, die eng mit dem Disney Channel verbandelt ist. Dort soll demnächst auch "J.O.N.A.S.", die eigene Comedy-Show der Band, starten.
Hoffentlich verzetteln sich die Jungs dabei nicht. Denn "A Little Bit Longer" zeigt schließlich einige gute Songwriting-Ansätze. Wenn sie sich aus der Umklammerung ihres Sauberjungs-Images lösen könnten, gäbe es vielleicht auch Euphorie jenseits von Teeniezimmern. Bis dahin bleibt es erst mal beim Kreischen der Zielgruppe als Reaktion auf ihre Musik.