Lediglich das schelmenhafte, künstlerische Cover - ein Old-School-Mixer, der gerade Tonbänder verquirlt - lässt auf Jesse Dees frühere Berufung schließen. Der studierte Grafikdesigner aus Boston malt viel länger, als dass er musiziert. Doch Letzteres macht er mit so viel Leidenschaft, Wärme und Überzeugungskraft, als wäre ihm die Musik in die Wiege gelegt worden. Jesse Dee hat sich also für die Kunst für die Ohren entschieden. Sein Debüt "Bittersweet Batch" beweist: Der Mann hat die richtige Wahl getroffen. ~ Nina Hortig (teleschau) aufklappen »
Was Eminem als weißer Rapper in der HipHop-Szene ist - nämlich eine Ausnahme - könnte Jesse Dee womöglich demnächst im Soul darstellen. Der Bostoner hat so viel Soul in der Stimme, dass man letztlich ein wenig überrascht ist, wenn man ihn auf der Rückseite des Covers sieht. Gegen seine Vorbilder Sam Cooke, Otis Redding und Etta James wirkt Jesse Dee ziemlich - ja - "blass". Was aber nicht für seine Musik gilt. Jesse Dee klingt, als hätten seine Eltern ein paar Milliliter Mississippi in die Babyflasche gefüllt. Vielleicht lebte er auch in einem früheren Leben in New Orleans. Den schwülen Südstaaten-Soul mischt Dee mit modernen Momenten und erinnert damit ein wenig an John Legend. Trompete, Horn, Wurlitzer, Saxofon und Piano sorgen neben Jesse Dees wandelbarer, warmer Stimme für beste Barlaune. "Bittersweet Batch" ist nicht nur ein Genuss für die Ohren, die Platte sorgt auch für ein Stimmungshoch, denn Dee vertont in seinen Songs seine positive Lebenseinstellung.
Und so ist "Bittersweet Batch" eine volle Ladung Lebensglück. Wenn Jesse Dee "I am so happy, I am so grateful" singt, dann springt der Funke sofort über. Und man fragt sich unweigerlich, worüber man sich eigentlich gerade noch so geärgert hat. Das Leben ist manchmal eben doch mehr "sweet" als "bitter".