Jakob Dylan

Bizarre weiße Pferde


Jakob Dylan veröffentlicht "Women And Country"

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Bizarre weiße Pferde

Jakob Dylan veröffentlicht "Women And Country"

06.04.2010 Natürlich möchte Jakob Dylan nicht die ganze Zeit über seinen Vater namens Bob sprechen. Muss er aber auch gar nicht. Denn Jakob ist mit seinen 40 Jahren nun auch schon einige Zeit im Musikgeschäft. Zunächst vor allem als Frontmann von The Wallflowers und seit 2008 auch als Solokünstler, der alte Stile mag und sich für das Covermotiv seiner neuen Platte "Women And Country" auch schon mal auf einem Pferd in der Prärie ablichten lässt.

Das Plattencover von "Women and Country" spielt viel mit Symbolen. Es gibt ein Pferd, Du trägst einen Hut, im Hintergrund eine Prärielandschaft und hinter Dir sitzt eine Frau auf dem Pferd, die ein Gewehr trägt. Welche Botschaft hat dieses Bild?

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Jakob Dylan: Naja, das Bild verstärkt natürlich vor allem den Titel. Auf der einen Seite ist da natürlich viel Symbolik, auf der anderen Seite ist es aber auch nur ein Plattencover. Eigentlich sollte es ein humorvolles Statement sein. Ich meine, ich sitze auf einem weißen Pferd, was an sich schon ziemlich bizarr anmutet! Aber es sollte nicht so ernst genommen werden. Ich hoffe einfach, dass es ein gutes Bild ist, das Bestand hat. Ich wollte etwas im Freien machen, etwas Echtes, was nicht aus einem Designstudio oder aus dem Computer kommt. Und auf vielen tollen Platten sind die Protagonisten vorne drauf zu sehen.

Und warum trägt die Dame ein Gewehr bei sich?

Dylan: Na, weil es gefährlich da draußen ist (lacht)! Die Gegend ist rau, da muss man sich verteidigen können. Sie gibt mir Rückendeckung, sozusagen.

Hat "Women and Country" auch etwas damit zu tun, dass Du stolz bist auf Dein Land?

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Dylan: Schon, aber es ist mehr als das. Ich meine damit nicht nur mein Land oder Dein Land oder das Land von irgendwem oder die ganzen Assoziationen, die wir damit verknüpfen. Frauen und Land sind meiner Meinung nach die Grundlage für das, was wir verteidigen, wofür wir vielleicht kämpfen und wonach wir streben. Und die zwei machen uns auch gleichzeitig total verrückt. Mit "Women" meine ich auch nicht nur Frauen im wörtlichen Sinne, sondern auch die Familie und den persönlichen Besitz und die eigenen Interessen. Somit ist "Country" dann ungefähr alles andere.

Glaubst Du, dass die Vereinigten Staaten momentan ein lebenswerteres Land werden?

Dylan: Ich glaube schon. Ich bin hoffnungsvoll. Es fühlt sich auf jeden Fall besser an als noch vor zehn Jahren - ich glaube, wir sind da auf dem richtigen Weg. Es ist vielleicht noch etwas zu früh, um das definitiv sagen zu können, aber es gibt Hoffnung, und das ist ein guter Anfang.

Gibt es eine Faszination für die frühen Siedler in den USA, die Du mit der Platte aufgreifst?

Dylan: Ich mag die Sprache, die Bilder von damals. Ich mag den Dialog und die Substanz, die darin stecken. Ich habe, glaube ich, schon immer Songs geschrieben, die sich in gewisser Weise dem annähern. Mit dem Material auf der neuen Platte habe ich jedoch ein Schlupfloch gefunden. Durch die Rahmenbedingungen, die mein Produzent T Bone Burnett geschaffen hat, wollte ich diese Bilder und Gedanken in eine modernere Struktur kleiden, und das haben wir, glaube ich, geschafft. Bis zu einem gewissen Punkt ist so eine Platte ja einem Theaterstück nicht unähnlich, sie versucht dich irgendwo hinzubringen, mit einer einheitlichen Sprache.

"Women and Country" ist Dein zweites Solo-Album innerhalb von zwei Jahren, mit vielen akustischen Gitarren. Ist dieses akustische Ding gerade Deine bevorzugte Disziplin?

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Dylan: Eigentlich nicht, ich mag beide Stile. Ich würde nicht sagen, dass ich jetzt auf dem Akustik-Trip bin. Zum letzten Album machten wir ja übrigens auch eine Bandtour. Und das sind letztendlich immer Entscheidungen, die du im Studio triffst, aber es sind keine bindenden Regeln, die dich dazu zwingen, ab da nur noch elektrisch oder akustisch aufzutreten.

Den Stil der Wallflowers könnte man konservativ nennen und auch "Women and Country" klingt nicht so, als ob aktuelle Trends eine Rolle spielen. Langweilt Dich die moderne Musik?

Dylan: Ich bin durchaus der Meinung, dass die Platte auf ihre Art modern ist, klassische Moderne, würde ich sagen. Ich arbeite nun mal mit Werkzeugen und Klängen, die klassisch sind, die vor 50 Jahren relevant waren und es hoffentlich auch in 50 Jahren noch sein werden. Aber ich habe mir nie viele Gedanken darüber gemacht, ob ich jetzt modern im Sinne von angesagt oder trendy bin, ich wüsste auch gar nicht, wie das geht. Ich mache eben das, von dem ich glaube, dass es gut klingt.

Das klingt, als hättest Du kein Interesse an zeitgenössischer Musik, an neuen Stilen und Entwicklungen ...

Dylan: Ich mag natürlich neue Musik, aber ich weiß nicht, wie ich da reinpassen sollte. Das liegt in der Natur der Sache. Wenn du wirklich lange daran arbeitest, ein trendiges und hippes Album zu erschaffen, kann es gut sein, dass es schon wieder out ist, sobald es rauskommt. Ich mache mir darüber also nicht zu viele Gedanken.

Gibt es Pläne für die Wallflowers?

Dylan: Im Moment nicht. Ich bringe jetzt diese Platte raus und werde damit auch auf Tour gehen. Die Wallflowers werden wieder zusammenkommen, wenn wir ein gutes Ziel und einen guten Grund dafür finden.

Diesmal hattest Du T Bone Burnett als Produzenten an Deiner Seite, der 1996 auch schon "Bringing Down the Horse" von den Wallflowers produziert hat. Was war der Grund, diesmal wieder mit ihm zu arbeiten?

Dylan: Ich hatte immer vor, wieder mit T Bone Burnett zu arbeiten. Ich brauche zwar nicht wirklich einen Produzenten, so jemanden, der immerzu angibt, und ich brauche auch niemanden, der mir die Hand hält oder die Platte für mich oder mit mir macht. T Bone ist dabei so etwas wie ein Mitarbeiter und was er macht ist immer etwas Besonderes. Damit meine ich nicht nur die Arbeit an der Platte, schließlich musst du ja auch viel Zeit mit so jemandem verbringen. Ich kann einfach gar nicht genug lobende Worte für die Atmosphäre finden, die T Bone schafft.

Seine Herangehensweise unterscheidet sich deutlich von der von Rick Rubin, der Dein erstes Soloalbum produzierte. Wolltest Du diesen sauberen Bruch?

Dylan: Naja, die letzte Platte war ja ein geflissentlich akustisches Album, sehr primitiv im Sound, und Rick Rubin war genau die richtige Person, um mich dabei zu unterstützen. Aber die Arbeit mit beiden ist in der Tat sehr verschieden. T Bone Burnett ist einfach im Raum und macht sich richtig die Hände schmutzig, opfert sich auf. Es gibt für beide Personen Bedarf zu unterschiedlichen Zeiten, ich glaube nur, gelernt zu haben, dass ich es mag, wenn jemand mit mir im Raum sitzt, sich eine Gitarre schnappt und sich dadurch eben ganz anders einbringt.

Wer kam denn mit der Idee für diesen hohlen-basslastigen Tom-Waits-Sound, Du oder T Bone Burnett?

Dylan: Diesen Sound wollten wir beide, er wird ja recht stark vom Kontrabass vorgegeben. Und auch das Songmaterial führte uns auf eine Art in diese Richtung. Ich wusste ja, welche Band mitspielen würde, hatte das beim Songs Schreiben im Hinterkopf, und ich wusste zudem, wie die Instrumentierung aussehen würde. Und so passierten die Songs einfach in diesem Kontext.

Wie kamen Neko Case und Kelly Hogan dazu, kanntet Ihr Euch vorher persönlich?

Dylan: Nein, das war T Bones Idee, die hat er schon ziemlich früh mit reingebracht. Wir sprachen darüber, dass jemand auf der Platte gemeinsam mit mir singen sollte, das war seine ursprüngliche Vorstellung. Ich fand ja, dass er da ein wenig zu ehrgeizig war, weil ich davon ausging, dass die Damen viel zu tun haben und für meine Platte ohnehin keine Zeit haben würden und vielleicht auch gar keine Lust darauf hätten. Aber seit den Aufnahmen singe ich mit ihnen. Wir haben ein paar Shows zusammen gespielt und hatten großen Spaß mit dem Songmaterial. Die Damen sind Teil der Persönlichkeit der Platte geworden. Ich bin überglücklich, dass sie auch bei den Konzerten dabei sind.

Glaubst Du, dass "Nothing But The Whole Wide World" es in die Charts schaffen wird?

Dylan: Oh, keine Ahnung. Der Song ist jedenfalls in meinen Charts. Aber es gibt so viele Radiostationen, mit ihren ganzen Spartensendungen. Ich höre nicht mehr so viel Radio. Leute wie ich können sich auch nicht einfach hinsetzen und beim Songs Schreiben darüber nachdenken, ob das Lied nun wohl im Radio laufen wird oder nicht. ~ Klaas Tigchelaar (teleschau)


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