Kingdom of Welcome Addiction

Zurückhaltung ist nicht unbedingt seine Sache. In allem, was Chris Corner macht, ist der einstige Sneaker-Pimps-Sänger extrem, ob auf der Bühne oder im Studio. Schillernd und pathetisch sind die Ergebnisse, sexy und episch, düster, schmerzhaft und erlösend zugleich. Klingt nach einer großen Glam-Orgie? Ist es auch. "Kingdom of Welcome Addiction", das dritte Studioalbum von Corners Soloprojekt IAMX, setzt die bisher eingeschlagene Route konsequent fort, toppt das bisherige Werk gar an Akkuratesse und Gestenreichtum.

Es ist das zweite Album, das der Brite in seiner Wahlheimat Berlin aufgenommen hat. Und er selbst sagt, dass es die Stadt mit all ihren Freiheiten ist, die ihm dabei hilft, seine Kreativität zu bündeln. Es geht ihm gut, sagt er, viel besser als damals in London. Auch wenn die Texte, die sich um Angst, Einsamkeit und Existenzzweifel drehen, nicht gerade vor kreischbunter Glückseligkeit strotzen. Würde allerdings auch leicht deplatziert wirken, so eingebettet in den metallisch-kühlen 80er-Jahre-Wave-Pop, den Corner fast im Alleingang arrangiert hat.

Dass er sich öffnet, sich auf Neues einlässt, lässt sich unter anderem an "My Secret Friend" erkennen, dem ersten Duett, das Corner je aufgenommen hat. Die britische Singer / Songwriterin Imogen Heap ist ihm dabei eine würdige Partnerin. Sie ergänzt die klaustrophobische Grundstimmung ebenso perfekt, wie es The Unfall Orchestra, einer Formation aus Berlin, auf den Bombastbollwerken "I Am Terrified" und "You Can Be Happy" gelingt. Das war es dann aber schon an unterstützenden Gasteinlagen. Schließlich ist auch "Kingdom Of Welcome Addiction", wie jedes andere I AM X-Album, ein Stück Selbsttherapie. Und diesen Weg muss man nun mal zu weiten Teilen allein gehen.