"Ich wollte zeigen, wie aufregend Akustikgitarren sein können, wie dynamisch und gehaltvoll und herzergreifend rau sie klingen können - und das in einer Zeit, in der akustische Musik entweder zu süß oder zu hingerotzt erscheint." Ex-und-jetzt-wieder-Blur-Gitarrist Graham Coxon hatte für "The Spinning Top" also einen Masterplan. Genau genommen hatte er sogar zwei: Rund um die so dezidierte musikalischen Verortung des Albums zimmerte er auch noch einen inhaltlichen Rahmen. Nicht weniger als das Leben soll die Platte beschreiben, vom Anfang bis zum Ende. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Nun weiß man, wie Coxon in etwa singt und Gitarre spielt. Und dass eine Platte, die als Biografie fungieren soll, eher den Folkie in Coxon weckt, dürfte ebenso klar sein. Verblüffend ist, wie früh man erkennt, dass das alles gut klappt. Schon "Look Into The Light" und "This House", laut oben erwähntem Konzept also die frühen Kinderjahre, sind hübsch harmonische und nur ein bisschen verschrobene Popsongs, die die weitere Richtung vorgeben. Bezugspunkte: auf keinen Fall Blur, eher Fairport Convention, Simon & Garfunkel, Nick Drake, irgendwie auch Ray Davies. New Folk würde man das nennen, wäre es nicht die Platte eines etablierten Künstlers, so sind's einfach nur wahnsinnig schöne Songs. "There's a melody in every line", singt Coxon selbst im herrlich flirrenden "In The Morning" - und erklärt damit im Endeffekt sein eigenes Album. Oben erwähnte Rauheit allerdings, das muss man schon sagen, schlägt selten durch: Lediglich das ruppige "Dead Bees" wirkt eigentümlich störrisch. Am Ende eine Notiz für Insider: Mit Danny Thompson und Robyn Hitchcock konnte Coxon zwei profilierte britische Musiker für ein paar instrumentale Beiträge gewinnen - beide solche, die Coxon sicher zu seinen Einflüssen zählt. Auch ihnen ist zu verdanken, dass der Künstler seinen Anspruch locker erfüllen kann.