"Lass los" tönt es derzeit aus den Radios - und "Glück fühlt sich anders an". Aber wer bitte ist Dennis Lisk, der Sänger hinter dieser kraftstrotzenden Befindlichkeits-Ballade mit Breitwandfeeling? Kein Geringerer als der - früher mal - HipHopper Denyo von den Beginnern aus Hamburg. Wer sich jetzt fragt, ob der tatsächlich singen kann, dem sei versichert: Er kann, wie sein Album "Suchen und finden" beweist. ~ Kati Hofacker (teleschau) aufklappen »
Es ist bei Weitem nicht der erste Soloausflug Lisks. Auch wenn sein Beginner-Kollege Jan Delay die weitaus größeren Erfolge feierte, der gebürtige Hamburger veröffentlichte unter dem Namen Denyo oder Denyo 77 Alben wie "The Denyos", erntete aber mit Songs wie "Ain't No Punchline When He's Gone" eher mäßige Chartplatzierungen. Aber irgendwann hat ihm das nicht mehr gereicht, HipHop schien Denyo/Dennis eines Tages zu reduziert, zu Elektronik-lastig, zu wenig analog. Eine Unzufriedenheit, die viele musikalische HipHopper scheinbar wohl spüren.
Das im HipHop so wichtige Rhythmusgefühl strahlt trotzdem noch durch die elegisch angelegten Melodielinien auf "Suchen und finden". Soulvoller Pop wie "Wo auch immer", "Navigation" oder "Lenk mich ab" (mit einem an den Police-Hit "Roxanne" erinnernden Beat) stehen mit der Single in einer qualitativen Reihe. Noch einmal übrigens schimmern Sting und seine Mannen durch, und zwar bei "Zwei Köpfe", das entfernt an die Gitarre bei "Fragile" erinnert. Reggae/Ska-Reminiszenzen erhellen dieses Stück, wie auch "Gerne hier" und das originelle "Derbe". Aber auch hier stammt der exklusive Sound von der sorgfältigen Produktion, die mit raffinierten Bläsern im Background punktet. Denyos früherer verbaler Flow kommt hin und wieder durch, beispielsweise im Song "Weiterdrehen". Gefühlvolle, ehrliche und melancholische Stücke mit akustischer Gitarre und Streichern ("Irgendwann", "Gefährlich") runden das Ganze ab.
Was man hier hört - zwar nicht so kraftvoll wie bei Peter Fox, aber inhaltlich ähnlich - das ist ein Mann im Wandel, auf der Suche. Unter den Fittichen von Moses Schneider (Beatsteaks, Tocotronic) und mit Freunden wie Clueso, Max Herre, Jan Delay und Sadyo ist hier ein wunderschönes, melancholisches und unaufgeregtes Album entstanden, das dank Soul- und Reggaeeinflüssen trotzdem genug Sonne und Wärme verbreitet, um viele neue Fans zu finden. Denn die alten Denyo-Fans dürften von "Suchen und finden" auch ziemlich schockiert sein.