Little Dreamer

Früher wusste Beth Rowley nicht so genau, wo es mit ihr hingehen sollte. Die 28-Jährige sprang zwischen Folk, Gospel, Acid Jazz und Funk hin und her und tourte in ihren Spät-Teenie-Jahren mit Ronan Keating und Enrique Iglesias, zwei Namen, die den eines Anheizers nicht gerade mit Ruhm bekleckern. Als sie im Jahr 2000 aber den Jamie-Cullum-Saxofonisten Ben Castle kennen lernte, wendete sich das musikalische Blatt für Beth. Sie begann - wie ihre Namenskollegin Beth Orton - mit Folk zu experimentieren, nicht ohne die aktuellen Trends außer acht zu lassen.

Gemeinsam mit Ben fing sie an zu komponieren und ihren Liedern eine neue Richtung zu geben. Diese oszilliert von tiefem Blues ("Only The Cloud", "Nobody's Fault But Mine") über melancholischen, aber gewitzten Pianopop à la Norah Jones ("Sweet Hours") und New-Folk ("So Sublime") sowie Country mit Gospel-Feeling samt Banjo und Hammond ("When The Rain Comes") bis zu fröhlichen Sixties-Sounds à la Diana Ross ("Oh My Life"). Auch Coverversionen finden sich, etwa Bob Dylans "I Shall Be Released", Willie Nelsons "Angel Flying Too Close" mit Duke Special und der Countryklassiker "Almost Persuaded". Die Fremdkompositionen aber hätte man sich sparen können, denn Beths eigene Songs wirken tiefer und überzeugender. Das Traditional "Nobody's Fault But Mine" hingegen war nicht umsonst "iTunes-Single Of The Week".

Das Album als Ganzes wirkt trotzdem sehr unentschlossen und inhomogen, wenn auch die rauchige und doch in mädchenhafter Lage gestaltete Stimme von Beth Rowley den Stilmix ganz gut zusammenhält. Auch die analoge Herangehensweise mit unzähligen guten Instrumentalisten - Akkordeon, Sax, Banjo, Gitarren, Chor, Harmonika, Klavier, Dobro und Pedal Steel - entpuppt sich als Schatzkiste. Insgesamt kann man die Leistung der fein gesponnenen Einzelsongs loben, muss aber das wirre Gesamtwerk tadeln.