30 Seconds to Mars

Stets ein bisschen kämpferisch


30 Seconds To Mars veröffentlichen "This Is War"

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Stets ein bisschen kämpferisch

30 Seconds To Mars veröffentlichen "This Is War"

09.12.2009 Über seine Schauspielerei will Jared Leto, als Sänger und Gitarrist bei 30 Seconds To Mars, nur ungern reden. Seine Anwesenheit in der Fernsehserie "Willkommen im Leben", die ihm ab 1994 erste internationale Bekanntheit verlieh, wird seiner Band trotzdem Starthilfe gegeben haben. Aber da sind ja noch sein Bruder Shannon (Drums) und Tomo Milicevic (Leadgitarre, Backgroundgesang). Und das neue Album "This Is War", über das Jared Leto zwischen ein paar schnellen Bissen vom Abendessen logischerweise viel lieber sprechen möchte.

Kannst Du eine für Dich wichtige Sache am neuen Album "This Is War" nennen, die Du den Fans mitteilen willst, aber nach der Dich einfach niemand fragt?

30 Seconds to Mars - J

Jared Leto: (Überlegt) Ich sehne mich gar nicht so sehr danach, Fragen gestellt zu bekommen. Ich finde es besser, wenn Leute sich selbst Fragen stellen. Ich denke, diese Platte wird eine Menge Leute erstaunen, die bisher glaubten, mit 30 Seconds To Mars nichts anfangen zu können. Ich arbeitete viel mit Streichern, komponierte und arrangierte viel dafür, das machte Spaß und danach werde ich selten gefragt.

Eine alte Weisheit sagt, dass es egal ist, ob man gute oder schlechte Kritiken erhält, solange man überhaupt wahrgenommen wird. Wieso ist es Dir vor diesem Hintergrund lästig, wenn Dich die Leute im Bandzusammenhang nach Deiner Tätigkeit als Schauspieler fragen?

Leto: Ja, "every press is good press". Aber daran glaube ich nicht. Es ist auch überhaupt nicht lästig, es stört mich nicht. Momentan sind wir hier, um eine neue Platte zu feiern und zu bewerben. Die Plattenfirma bezahlt dieses Hotelzimmer, da wäre es ein bisschen unhöflich, hier übers Filmgeschäft zu plaudern. Es gibt die richtige Zeit darüber zu sprechen, und es gibt die richtige Zeit und den richtigen Ort, um über die Musik zu sprechen. Wir spielten hier gestern ein Konzert, arbeiteten zuvor zwei Jahre an der Platte, und deswegen ist sie eine sehr wichtige Sache für uns. Aber es stört mich nicht, es sind eher alte Relikte aus der Zeit, als die Leute nur und ausschließlich über meine Schauspielerei sprechen wollten. Da mussten wir denen halt sagen, dass wir aber lieber über die Musik sprechen wollten.

Bist Du diesbezüglich eine Art gespaltene Persönlichkeit?

30 Seconds to Mars - 3

Leto: Nein, keineswegs. Du schreibst ja auch nicht über Muse in einem 30-Seconds-To-Mars-Artikel, sondern über 30 Seconds To Mars.

Aber Themen beeinflussen sich gegenseitig. Übernimmst Du nicht Erfahrungen aus der Schauspielerei in die Musik und umgekehrt?

Leto: Nein, so sehe ich das nicht. Unsere Platte kommt jetzt raus und deswegen ist es angebracht, über die Platte zu reden. Ich habe kein Problem damit, wenn Leute mich nach dem Verhältnis zwischen Musik und Schauspielerei fragen, aber das sind irgendwie alte Themen, das wurde schon so häufig gefragt. Die Leser sind sicherlich gelangweilt davon, nochmals die Frage lesen zu müssen, was für mich wichtiger ist, die Musik oder die Schauspielerei.

Generell scheint "This Is War" gar nicht so kämpferisch zu sein, wie der Titel vermuten lässt. Es gibt viele subtile und versöhnliche Songs wie "100 Suns". Wie passen Albumtitel und Songs zusammen?

Leto: Es ist kein übermäßig aggressives Album, stimmt. Und es gibt ja viele Wege, einen Krieg zu führen, zum Beispiel auf subtile, eher subversive Art. Aber der Titel ist für uns ein passender Ausdruck für den Zeitraum, in dem wir die Platte aufgenommen haben. Wir hatten einen großen Krieg mit unserer Plattenfirma EMI, sie verklagten uns auf 30 Millionen Dollar Geldstrafe wegen angeblicher Vertragsverletzungen. Das ging ungefähr ein Jahr, und zwischenzeitlich machten wir die Platte auf eigene Faust, ohne Einfluss von außen, ohne Plattenfirma. Es war eine Art Überlebenskampf. Und dann reden wir noch gar nicht davon, dass die Welt zu der Zeit auseinanderzufallen drohte: die globale Finanzkrise, ein neuer Präsident in Amerika. Es passierten einfach viele, einschneidende und mächtige Veränderungen.

Der intensive Gebrauch von Synthesizern und Elektronik wie zum Beispiel im Song "Hurricane" scheint die Band in eine neue Richtung zu schicken. Werden die Fans Euch in diese Richtung folgen?

30 Seconds to Mars - W

Leto: Naja, es ist ein Ort, an dem wir in der Vergangenheit bereits waren, von daher glaube ich, dass es für die Fans keine Neuerung ist. Auf dem ersten Album "30 Seconds To Mars" von 2002 setzten wir auch schon Elektronik ein, also können sie sich vielleicht daran zurückerinnern. Ich war schon immer interessiert an synthetischen Klängen, wir verwendeten auf der neuen Platte viele alte "Vintage"-Synthesizer, das war toll.

Aber die Gesänge von tibetischen Mönchen und die Stimmen der Fans sind ja schon etwas Neues ...

Leto: Ja, klar. Auch die Synthesizer sind natürlich neu in der Art, wie wir sie eingesetzt haben. Aber du möchtest ja auch nicht die gleiche Platte noch mal machen, das wäre absolut langweilig. Die Zuhörer sind sicher aufgeschlossen genug, das alles zu verfolgen.

Ihr habt das Album gemeinsam mit Flood, Produzent für U2, Depeche Mode, und Nine Inch Nails sowie Steve Lillywhite, Produzent für The Rolling Stones und U2 aufgenommen. Gab es einen speziellen Sound, den Ihr haben wolltet und den diese Leute liefern konnten?

30 Seconds to Mars - 3

Leto: Ich glaube schon. Wir wollten mal etwas Neues ausprobieren. Wir gingen auf eine Reise, als Experiment, um zu sehen, über was wir stolpern würden. Dabei waren die beiden eine gute Begleitung. Die Platte ist ziemlich nah dran an dem, wovon wir träumten.

In "Kings And Queens" gibt es jedenfalls einen Gitarrenpart, der sehr nach The Edge von U2 klingt ...

Leto: Vielleicht ist es ja The Edge selbst? Ernsthaft, der Song ist eben ein bisschen so wie "The Joshua Tree" auf Crack (lacht). Er ist stark beeinflusst von den frühen U2, das kann man ja mal machen. Aber da enden dann auch die Gemeinsamkeiten, wir haben schließlich kein U2-Album gemacht. Der Gitarrensound ist jedoch sozusagen von The Edge geborgt, ja.

Was war der Grund dafür, "Kings And Queens" als erste Single auszukoppeln?

Leto: Ach, er fühlte sich an wie eine Art Wiedereinführung und umfasst viele der Elemente des neuen Albums. Er steht vielleicht auch mit einem Bein in der Vergangenheit, hat typische 30-Seconds-To-Mars-Elemente, aber bringt gleichzeitig etwas Neues und bildet damit so was wie eine Brücke.

Ihr habt Fans von Eurer Community "The Echelon" eingeladen, um Chöre und Stimmen zu singen und zu klatschen, wie beispielsweise auf "Vox Populi". Wolltet Ihr damit eine Live-Atmosphäre erzeugen? Und wenn ja, warum habt Ihr nicht einfach einen Live-Mitschnitt gemacht?

Leto: Weil ein Live-Konzert ganz anders ist. Zunächst einmal muss man dafür ja die Songs fertig haben. Wir brachten Fans von den "Echelon-Gipfeltreffen" wie ein Orchester auf die Platte. Wir wollten damit gar nicht so sehr das Live-Erlebnis nachempfinden, viel eher sollte es eine interaktive Erfahrung werden. Und die Kraft einer solchen Gruppe von Menschen geht über die Live-Atmosphäre hinaus, es ist ein ganz eigenes Ding. Das verleiht der Sache einen neuen Reiz.

Ihr macht regen Gebrauch von sozialen Netzwerken und Mikroblogs wie zum Beispiel Twitter. Setzt Ihr Euch dafür noch selbst hin, oder gibt es Leute, die das für Euch erledigen?

Leto: Nein, wir machen vieles davon noch selbst, von zu Hause aus. Aber wir können natürlich nicht alles abdecken, das würde unsere gesamte Zeit in Anspruch nehmen und wir könnten keine Konzerte mehr spielen oder mit Leuten wie Dir sprechen. Aber wir haben immer das Online-Erlebnis dazu genutzt, das Offline-Erlebnis zu ergänzen, und umgekehrt. Ich finde, das Internet ist ein wunderbarer Ort, um der Gemeinschaft Nachdruck zu verleihen und diese Verbindung voranzutreiben. Ich teile gerne, aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Man kann ja schließlich nicht sein ganzes Leben dort ausbreiten, das wäre lächerlich.

Bevorzugt Ihr es, als moderne Rockband gesehen zu werden, oder sagt es Euch mehr zu, wenn die Zuhörer auch das zugehörige Drumherum, die Symbole und die Botschaften von 30 Seconds To Mars wahrnehmen?

Leto: Wahrscheinlich Letzteres. Es war nie einfach, uns zu kategorisieren, uns einer Szene oder so zuzuordnen. Deswegen folgten wir immer unserem eigenen Marschrhythmus. Wir waren immer ein wenig in unserer eigenen Welt. Aber die visuelle Seite der Dinge ist ein wichtiger Bestandteil der Band. Die Musik ist bloß ein Aspekt, daneben gibt es noch die Gestaltung und die Community. Es sind Wegweiser, sozusagen.

30 Seconds To Mars auf Deutschland-Tournee

06.03.2010, Düsseldorf, Philipshalle

08.03.2010, Hamburg, Alsterdorfer Sporthalle

17.03.2010, Berlin, Columbiahalle

21.03.2010, München, Zenith ~ Klaas Tigchelaar (teleschau)


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