Boy [Bonus Track]

Steve Lillywhite erzählte unlängst von seinen ersten Aufnahme-Sessions mit U2. Teenager wären sie gewesen, unreife Gesellen ohne wirkliche Persönlichkeit, die immer dann gekichert hätten, wenn er ihnen den Rücken zudrehte. Das Schlagzeug habe man dann im Flur des Tonstudios aufgenommen, aber erst abends. Tagsüber saß dort die Rezeptionistin, und die durfte nicht gestört werden.

Auch wenn die Produzentenlegende sagt, dass U2 heute durchaus noch ähnlich arbeiten, ist die Erkenntnis eine verblüffende. U2 waren mal eine junge Band, waren einmal Newcomer. Und ihre Laufbahn hätte beinahe unmittelbar nach Veröffentlichung des Debütalbums geendet: Damals traten Bono, The Edge und Drummer Larry Mullen einer christlichen Sekte bei, die die Mitgliedschaft in einer Rockband nicht gestattete. Die gefundene Lösung, mit "October" ein sehr religiös geprägtes Album aufzunehmen, war wohl nicht nur in der Rückschau die bessere. Denn auch wenn die Platte heute in vielen Umfragen als die schlechteste gelten mag: Für U2 stellte "October" insofern Weichen, als dass erstmals die höheren Regionen der Hitparaden erreicht und mit "Gloria" das erste Video gedreht wurde.

Das folgende "War" markierte wohl den ersten Höhepunkt in der Laufbahn der Band. Mit Songs wie "Sunday Bloody Sunday" oder "New Years Day" bezogen die Iren dezidiert politisch Stellung - und erreichten damit erstmals die Spitzenposition der Albumcharts, was ihnen fortan mit so gut wie jedem Longplayer gelingen sollte.

Die Jubiläums-Editionen der drei Alben erscheinen in aufwendig gestalteten Pappboxen mit ausführlichen Linernotes und massig Bonusmaterial, das vor allem für Fans interessant sein dürfte: Da finden sich vor allem Live-Versionen, andere Mixe, Single-Versionen, aber auch das eine oder andere bisher unveröffentlichte Lied. Am spannendsten: das Bonusmaterial der Debüt-Wiederveröffentlichung, das mit einigen frühen Live-Versionen und bisher unveröffentlichten Demos kommt.