The Dodos aus San Francisco schicken den Hörer erst mal bewusst auf die falsche Fährte. Legt man das zweite Album des Duos ein, erklingt mit "Walking" zunächst ein wunderhübscher Lofi-Folksong mit schönen weiblichen Backing-Vocals und einem fröhlich gepickten Banjo. Doch dann kommt alles anders. ~ Klaas Tigchelaar (teleschau) aufklappen » 
  Denn obwohl die Band abzüglich Gastmusikern nur aus zwei Leuten besteht, macht sie von Song Nummer zwei an ganz schönen Krach. Nein, Krach ist wohl nicht der richtige Ausdruck, vielmehr lullen einen plötzlich viele hektische Geräusche ein. Während Sänger und Gitarrist Meric Long auf seine Akustikgitarre eindrischt, bis es schnarrt, und Logan Kroeber wilde Rhythmen aus seinen Trommeln holt, läuft der Folksong zwar weiter, wird aber immer wieder überblendet von diesem wahnsinnigen Rhythmus.
 Long hat sich ausgiebig mit der Trommelmusik der westafrikanischen Ewe beschäftigt und war zunächst als Ein-Mann-Projekt mit Folkgitarre und Elektronika zur Erzeugung von Loops und Ambient-Sounds unterwegs. Mit Kroeber fand er schließlich einen geeigneten Drummer, der zwar aus dem Prog-Metal-Bereich kommt, aber eben auch seine Trommeln, Rasseln und Schellenkränze beherrscht. Drums und Gitarren wurden gleichzeitig in einer Lagerhalle aufgenommen, wo die Band geschickt die Raumakustik ausnutzte. Das Ergebnis ist ein etwas anderes Folkalbum, wild-treibend, trocken, verwirrend und doch höchst charmant.
 Zunächst scheint "Visiter" deswegen ziemlich unzugänglich, zu viele schräge Sounds, Effekte und vertrackte Synkopen fahren den Songs immer wieder in die Parade. Da fliegen verzerrte Slide-Gitarren durch den Raum, tickt, rappelt und bollert es an allen Enden und Ecken. Doch nach ein paar Hördurchgängen kann man plötzlich durch diesen staubigen, rumpelnden Zirkus durchblicken und erkennt, dass hinter dem ganzen Hokuspokus sehr schlichte und mitreißende Folksongs stecken, die durchaus auch ruhige Momente mit gepickter Gitarre und ein paar Verschnaufpausen vom zwanghaften Mittrommeln bieten. Ein gelungenes Album, das etwas mehr Zeit braucht, um seine ganze Schönheit zu entfalten.