Schon kurz nach der Veröffentlichung ihres Debüts, dem 2007 erschienenen "Snakehouse", hatten The Cliks vielversprechende Angebote in der Tasche: So sollten das Trio mit Cyndi Lauper und Ian Astbury von The Cult auf Tour gehen. Musikalisch sind das sehr wohl große Unterschiede, doch The Cliks passen auch mit "Dirty King" genau in diese Lücke zwischen von Testosteron gesteuerten Streetworker-Rock und Harmonie durchtränktem 80er-Jahre-Pop. ~ Constantin Aravanlis (teleschau) aufklappen »
Beides kann das Trio aus Toronto intuitiv miteinander verschmelzen. Ob melancholisch-pompöse Pianoballaden ("Emily") oder vertrackte Midtempo-Rocker ("We Are The Wolverines") - das Hin- und Her-Gehüpfe der Stile verstärkt nur die latente Traurigkeit in den Stücken der Cliks. Man fühlt sich an Pat Benatar erinnert, die mit den Pretenders ein Session-Tape aufgenommen hat. Dieses finden ihre Kids, die mehr auf Green Day und No Doubt stehen, und spielen das Ganze einfach noch mal neu ein.
Auch optisch unterstreichen The Cliks ihre Ambivalenz. Die beiden Damen an Bass und Schlagwerk geben sich im Innencover taff und martialisch, aber außen ganz damenhaft. Dort stehen sie im Artwork Spalier für ihren geschundenen "Dirty King", Frontmann Lucas Silveira, der früher mal eine Frau war. Das hört man freilich immer noch, und man sieht es noch mehr, da Silveira seine OP-Narben unterhalb seiner nicht mehr vorhandenen Brüste offensiv zur Schau stellt. Harter Tobak, der die Emotionalität von "Dirty King" noch intensiviert. Kein leichtes Album fürwahr, aber "Haunted" sollte man definitiv eine Chance geben: ein Stein erweichendes, mäanderndes Stück, das den inneren Zwist nach außen kehrt und sich Stück für Stück in einen lupenreinen Emo-Blues verwandelt - Klasse!