Untitled #23

Die Zweifel sind unbegründet, denn nein, The Church wissen immer noch genau, wo sie musikalisch stehen. Geben sich auf "Untitled #23" verträumt, wie losgelöst aus dem üblichen Musikalltag und auch ein wenig neben der Zeit. Sind poppig und filigran, bringen ihre Songs aber auf den Punkt. Vielfach ausgeschmückt, aber immer dezent präsentieren sich die ausufernden Rocksongs im Jahr vor dem Jubiläum.

Gäbe es eine dazugehörige Tour, neben ihren alten, großen und einzigen Hit "Under A Milky Way" würde der neue Song "Anchorage" bestens passen. Eine Hymne, um die sich ganz von allein vor dem geistigen Auge das Stadion drum herum baut. Denn The Church schaffen Räume, große Flächen und doch ist "Untitled 23" kompakt und oftmals gefühlvoll. Kilbey hat keine Angst vor sentimentalen Einfällen, mag Hall auf seiner weichen, dunklen Stimme und schwirrt bei einem "Deadman's Hand" durch den (Welt-)Raum.

Die vier Herren haben ihren Weg gefunden, und wahrscheinlich auch schon ihr Ziel. Den Bombast, den man in den Achtzigern und Neunzigern mit sich herumschleppte, haben sie wieder abgeworfen. Auch verzetteln sie sich nicht mehr in endlose Instrumentalschleifen. Das alles geschieht ganz ohne Effekthascherei. Denn mit dem ganz großen Erfolg rechnet bei The Church wohl keiner mehr.