Albumtitel sind nicht immer aufschlussreich. So war Spoons letztes Werk "Ga Ga Ga Ga Ga" lange nicht so eintönig wie der Albumtitel. Die texanischen Indie-Rocker haben zweieinhalb Jahre geschwiegen, um nun mit "Transference" (zu deutsch: Übertragung) eine deutliche Fortentwicklung zu präsentieren. Von einer leicht verdaulichen musikalischen Übertragung darf man hier allerdings auch nicht ausgehen. ~ Claudia Nitsche (teleschau) aufklappen »
Das Album von Britt Daniel, Jim Eno, Eric Harvey and Rob Pope schiebt sich durch ein forderndes, immer wieder im Vordergrund stehendes, trockenes Schlagzeug weit weg von gängigen Rockklischees, in denen der Drummer zwar den Rhythmus angeben, nicht aber die Melodie dominieren darf. "Before Destruction" ist somit fast mehr Wegweiser als nur der Titel des ersten Songs. Es ist, als dekonstruierten die Texaner ihre Kompositionen, um sie pulsierender, ja enervierender wieder zusammenzusetzen.
Nebenbei kann man "Transference" deshalb nicht hören. Jedes Lied holt sich Aufmerksamkeit, stört Ruhe und Harmonie. Das Begreifen des von der Band selbst produzierten Albums setzt aber bereits beim zweiten Anlauf ein. Und man beginnt das Enervierende und Störende als eine konsequente Fortsetzung des Stils der Band zu verstehen, die bereits 1994 von Daniel und Eno gegründet wurde und die Krautrock-Band Can ehren sollte, die in den Siebzigern einen Song mit dem Titel "Spoon" veröffentlichten.
Spoon selbst verbrachten einige Jahre damit, eingebrockte Suppen auszulöffeln, wurden auf dem Weg zum Erfolg vom Majorlabel gedropped und bewahrten sich - vielleicht gezwungenermaßen, vielleicht geläutert - ihre Unabhängigkeit, die sich nach sechs hörenswerten Alben auf "Transference" in bester Weise manifestiert. Nur leicht verdaulich ist das eben im ersten Augenblick nicht.