Shirley Lee

Nun hatte der Pop Lees nicht viel mit dem aufgeblasenen Cool-Britannia-Britpop, mit Klamotten, Ladism, dicken Sonnenbrillen und Koks zu tun. Spearmint waren damals ein Angebot, so eine Art Anti-Oasis. In "We're Going Out", der erfolgreichsten Single und vermutlich dem Song, der irgendeinen Journalisten oben genannter Trendpostille zu jenem lästigen Zitat inspirierte, sang Lee: "Everybody's got something they're trying to get over, and sometimes it shows through". Seelengestreichle also, aber eben verbunden mit der Aufforderung zum Tanz. Dass eine gute Dekade später kulturelle Reflexion statt trotzigem Hedonismus angesagt ist, dürfte am fortschreitenden Alter des Musikers liegen: "Come On Feel The Lemonheads" heißt ein Zwischenspiel, anschließend wird Pavement genamedroppt. Und neben jenen Querverweisen sind's natürlich die Gefühle, die im Mittelpunkt der Platte stehen.

Musikalisch bleibt Lee sich dabei stets treu. Die Mischung aus großen Hymnen, aus Melodiebögen mit Zweigesang und hübsch angefuzzter Gitarre und leichtem, sich manchmal etwas zu sehr um sich selbst drehendem Tweepop geht auf wie zu Spearmint-Zeiten, angereichert wird das Ganze mit den ebenfalls genrebekannten Marimba-Klängen. Ein schöner, wenn auch wahnsinnig erwachsener Mix. Götter, eben.