Sound of Madness

Typisch Ami. Ist nicht despektierlich gemeint. Sondern als Orientierungshilfe. Man sieht den Plattenboss die Devise vorgeben: "Macht, was ihr denkt. Seid aufrichtig, findet den Irakkrieg uncool, lasst euch von den Gefühlen leiten. Ihr seid frei. Aber so irgendwo in den Top Ten solltet ihr schon landen." Shinedown gehorchen. Mit einem phänomenalen Gespür hangeln sie sich an einer Brücke entlang, die vom bodenständigen Songwriting-Häuschen direkt ins Herz der Radiostationen führt. Wichtig dabei: Bloß keine Scheu zeigen. Der Classic Rock, der moderne Metal, das Alternative-Element, alles darf reinkommen. Auch Post-Grunge fällt als Begriff. Rauskommen werden am Ende ein Haufen Hits.

Fast ein bisschen unheimlich, das. "Cry For Help" beginnt mit einem Schluckauf-Riff, kriegt dann eine Sleaze-Kante, zählt mit der aufgewühlten Masse auf drei und bleibt vielleicht auch aufgrund der Produktion von Rob Cavallo (Green Day, My Chemical Romance) im Rahmen. In "The Crow & The Butterfly" werden die Streicher genauso schlimm eingesetzt, wie das befürchtet werden musste. Im Solo steht der Gitarrist auf der imaginären Bergspitze, der Refrain wiegt sich im Wind; vielleicht auch aufgrund der großartigen Stimme von Brent Smith bleibt es ein Charakterstück von Weltklasse.

Dem Plattenboss läuft das Wasser im Munde zusammen. "The Sound Of Madness" umschifft die Klippe zwischen großem Wurf und Ausverkauf routiniert. Egal, ob bodenständige Kraftballade bei Sonnenuntergang ("What A Shame") oder wütend-politische Single bei Nacht ("Devour"), die Rechnung geht auf. "Call me a sinner, call me a saint", meint Smith im berührenden und wohl außergewöhnlichsten Beitrag "Call Me". Warum nicht beides?