Die Liebe zur alten Musik hat Qntal nicht davon abgehalten, ihren Veröffentlichungsrhythmus der Neuzeit anzupassen. "Purpurea - The Best Of" folgt dem erst Anfang des Jahres erschienenen, sechsten Studioalbum des Spezialistentrios. Der gemeine Plattenhändler rauft sich die Haare. Schon wieder zwischen den Regalen herumirren, um einen geeigneten Platz zu finden. Mittelalter und Elektronik verbindet nicht jede Dorfcombo. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Schlussendlich landet die Doppel-CD wahrscheinlich im Popkasten. Ist ja eine Werkschau, vertrieben vom Majorlabel und überhaupt: Mittelalter und "Von den Elben", das riecht schwer nach Trend. Ist es aber kaum. Auch wenn Qntal zu den Vertretern gehören, die der Tanztempeleintrittskarte einen Gutschein für einen Märchenwaldaufenthalt beilegen, so haben sie sich doch einer Kunstform verschrieben, die sich nur widerwillig und sicher nicht immer vertragen will. Mit dieser modernen Industrie, die das Unmoderne für sich entdeckt hat. Qntal sind mehr als ein Chillout-Soundtrack zum Herrn der Ringe. Michael Popp und Syrah (Sigrid Hausen) legen als Seriositätsbeweis ihr hervorragendes Estampie-Ensemble auf den Tisch, ein Studium am Mozarteum und der in diesem Zusammenhang locker in den Raum geworfene Name Nikolaus Harnoncourt tun ihr Übriges. Tatsächlich wurde "Purpurea - The Best Of" auch bei Klassikversendern gesichtet, aber das geht ebenso in die falsche Richtung wie der voreilige Schluss, dass Mittelalter plus Moderne im Hard & Heavy-Bereich münden wird.
Von "Ad mortem festinamus" über "Entre moi et mon amin" und "Cupido" bis zu "Sumer" werden auf der ersten CD die bekanntesten Stücke gefeiert. Die frühen, von Ernst Horn (Deine Lakaien) verstärkten Qntal geraten dabei etwas unter die Räder, was schade, aber verkraftbar ist. Die zweiten 70 Minuten werden dagegen von Remix-Versionen dominiert, auch bislang unveröffentlichtes Material ist vorhanden. Wer bei den letzten Studiowerken brav zu den limitierten Editionen gegriffen hat, ahnt, was ihn erwartet. In erster Linie jedoch ist "Purpurea - The Best Of" für bislang Unbedarfte zu empfehlen: 27 Zeugnisse aus fast 18 Jahren Bandgeschichte bieten eine kompakte Möglichkeit, eine neue Alte Musik kennenzulernen, die ihresgleichen sucht.