Travelling the Face of the Globe

Bereits drei Alben lang gaukelten und tingelten die sieben Londoner über die Ozeane - rein musikalisch gesehen. Und legten bei ihrer wohlklingenden Musik besonderen Wert auf das jiddische Element: Ursprünglich war die Kapelle nämlich an der Uni gegründet worden, um traditionelle jüdische Musik zu spielen. Bald aber wurden dank der multinationalen Herkunft der Mitglieder immer mehr weltmusikalische Einflüsse eingebracht. Außerdem ist dieses Album völlig im Alleingang entstanden, ohne die Hilfe einer Plattenfirma, und das in einer Synagoge. Dennoch: Andächtig geht es auf "Travellings The Face Of The Globe" nicht zu, eher schon äußerst weltlich.

Geige, Blech und Klarinette verleihen den schwingenden Liedern nach wie vor einen sehnsuchtsvollen Klezmer-Anstrich, und die süße Stimme der Sängerin Bridgette Amofah verleiht den Melodien zusätzliche Tiefe und Schönheit. Manchmal zu viel. Aber es macht sich ein besonders starker osteuropäischer, sinnlicher und partylauniger Einfluss während dieses reifen dritten Werks bemerkbar. Gemeinsam mit Bridgette, Josh Breslaw (Drums), Stephen Levi (Klarinette, Vocals), David Orchant (Trompete), Anna Phoebe (Violine), Lucy Shaw (Bass) und Nik Ammar (Gitarre, Vocals) legen die definiert unreligiösen Musiker einen voluminösen Teppich aus Klezmer, Balkan, Gipsy, Ska, Folk, Polka und Zwiefachen aus, auf dem moderne Ideen wie Gitarrenrock, Drum'n'Bass und Pop ausgebreitet werden.

Partysongs wie "Long Way From Home" oder "Travelling The Face Of The Globe", beide mit starkem Goran-Bregovic-Touch, nur auf Englisch, wechseln sich mit melancholischen, dramaturgisch raffiniert komponierten Tracks wie "Waiting", "Wonder" oder "I Know What You Are" ab. Funky Folksongs wie "Stitches And Runs" stehen harmonisch neben Lyrisch-Chansoneskem wie "Photograph" mit der grottentiefen, sexy Stimme von Dick Rivers (trotz seines Namens ein Franzose). Als Highlight darf man die Neuinterpretation des jiddischen Lieds "S'brennt" nennen, das aus der Zeit des Dritten Reichs stammt. Und der musikalische Weitblick, die Popkompatibilität und der Hang zur schönen Melodie eint diese ganzen Einflüsse zu einer ästhetischen, gelungenen Mischung mit viel Herz und noch mehr Gefühl.