Dass ausgerechnet Busy P. und sein 2007 so hochgehyptes Label Ed Banger die Plattform für das Comeback des "Flat Beat"-Machers Mr Oizo darstellen, passt gut. Denn Oizo ist wie auch Daft Punk, Sebastian Tellier oder die gesamte French-House-Schule einer, der Paris als international wichtiger Standort im Techno-Game quasi als Geburtshelfer zur Seite stand. Das mit den Jeans-Werbungen, mit irgendwelchen BMW Cabriolets, aus denen plötzlich die Musik des Mannes tönte, der mit bürgerlichem Namen Quentin Dupieux heißt, war eigentlich ein grässliches Missverständnis. Lukrativ war's allemal: Drei Millionen Mal verkaufte sich der Song - nicht schlecht für die zwei Stunden Arbeit, die Dupieux da reinsteckte. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Dass das folgende Album "Analog Worms Attack" der Eingängigkeit der Single eher schroffen, fast störrischen Diskurs-Elektro entgegensetzte, war vermutlich so eine dem Bauchgefühl entspringende Anti-Angelegenheit, dass man die Jahre darauf recht wenig von Mr Oizo hörte, der Fluch des One Hit Wonders. Stimmte nicht einmal, aber wen interessiert das noch.
Denn mit "Lambs Anger" orientiert sich Oizo an der Gegenwart. Und man erkennt schon ganz gut, wo die eben aktuell hingeschraubt wird: im Hause Ed Banger. Das ist nicht ganz ungefährlich, denn den immer latent übersteuerten Schranz-Synthies haftet nach drei, vier Jahren doch ein gewisser Anachronismus an. Aber Oizo ist Tüftler genug, baut geschickt Seventies-Funk-Samples ein, bricht die Beats an Stellen, an denen man das nicht erwartet, schießt mit dem Maschinengewehr, loopt, wo man eben loopen muss und lässt ab und an Gäste ans Mikrofon. Etwa Carmen Castro, die "Two Takes It" handfesten Oldschool-Flavor gibt oder Labelmate Uffie, die mit ihren geil übersexualisierten Zeilen bei "Steroids" einen der Höhepunkte generiert. Dazu kommen Blockbuster wie das an KLF erinnernde "Bruce Willis Is Dead" oder, großartiger Titel, "Gay Dentists". Insgesamt: eine extrem angenehme Platte.