Vielleicht liegt es an der Zusammensetzung des Trinkwassers. Vielleicht stimmt etwas mit der Luft über dem Ort nicht. Vielleicht ist es eine Verschwörung der Regierung. Man weiß es nicht. Aber irgendeinen Grund muss es haben, dass ausgerechnet Borlänge, eine Kleinstadt im Herzen Schwedens, so viele Musiker heranzüchtet: Früher brachte Tenor Jussi Björling seinen Geburtsort ins Gespräch, heute zählen Mando Diao und Sugarplum Fairy zu den erfolgreichen Söhnen der Stadt. Doch auch eine Tochter Borlänges schaffte es, ihren Fuß in die Tür des Pop-Business zu bekommen: Miss Li, die hierzulande nun ihr zweites Album "Dancing The Whole Way Home" veröffentlicht. ~ Annekatrin Liebisch (teleschau) aufklappen »
Ihrer Heimat kehrte sie zwar zugunsten von Stockholm den Rücken, doch die Verbundenheit zur geheimen Musikmetropole ist noch immer da: Im unglaublich optimistischen Titeltrack setzt Miss Li dem örtlichen "Peace and Love"-Festival ein kleines, beschwingtes Denkmal. Fröhlich klingen eigentlich alle Songs der bezaubernden Schwedin, die mit Vorliebe ein kleines Ensemble aus Bläsern und Streichern um ihr Piano schart. Doch lauscht man eine Weile ihrer kindlichen Stimme und ihrem eigentümlichen Stil, wird klar, dass auch in Schweden nicht nur eitel Sonnenschein herrscht: "I Heard Of A Girl" handelt vom Selbstmord eines einsamen Mädchens, "A Daughter Or A Son" von einer Fehlgeburt.
Mit ihren einfachen, wohl überlegten Worten trifft die 27-Jährige den Nagel auf den Kopf: Ob sie nun in "Bourgeois Shangri-La" gemeinsam mit der schwedischen Casting-Show-Entdeckung Amanda Jenssen dem spießbürgerlichen Albtraum entkommen will oder in "True Love Stalker" ihren Verflossenen verfolgt - dank ihres Charmes behält Miss Li stets die Sympathie der Zuhörer.