Bomben, verlorenes Geld, geplatzte Immobilen-Seifenblasen - derzeit ist nicht alles Gold, was in den USA glänzt. Eine Ausnahme jedoch bildet der ehrlich vergossene Bühnenschweiß der Protestsängerin Mavis Staples auf "Live: Hope At The Hideout". Ein bemerkenswertes Album einer noch bemerkenswerteren Frau. ~ Kati Hofacker (teleschau) aufklappen »
"Live: Hope At The Hideout" sagt es bereits im Titel: Die seit fünf Dekaden zu den Großen gehörende Mavis gibt die Hoffnung nicht auf: Im Chicagoer Mini-Club Hideout singt sie - einfach weil sie Lust hat - vor gefühlten 50 Menschen, und das mit einer Drei-Mann-Band und drei handverlesenen Backingsängern.
Gerechtigkeit und Gleichheit sind - wie stets - die Themen, die die fast 70-Jährige seit mehr als fünf Dekaden auf die Bühne bringt. Die Karriere der schwergewichtigen Soulsängerin mit der tiefen, dreckigen Stimme begann, als sie elf Jahre alt war. Bei den Staples Singers. Mit den von Spirituals inspirierten Songs und der Gitarre ihres Daddys "Pops" Staples und den älteren Geschwistern Cleo, Yvonne und Pervis sang sie in örtlichen Clubs und Kirchen. Selten kam ein Song ohne Message aus, egal ob sie eigene oder Cover-Songs zum Besten gaben. Dank des Vertrags mit Stax 1968 avancierten die Staples von der Gospel-Truppe zu einem der erfolgreichsten Popacts der 60er- und 70er-Jahre.
Seit den 70-ern veröffentlicht Mavis auch solo, sie sang in den 80-ern mit Prince, nahm Mahalia-Jackson-Gospels auf, duettierte 2003 mit Bob Dylan, produzierte 2007 vom Civil-Rights-Movement inspirierte Gospels mit Ry Cooder. Ihre Röhre wurde von Salt 'n' Pepa, Ice Cube oder Ludacris gesampelt. Sie ist eine Ikone der politisch inspirierten, aber auch in tiefer Spiritualität verankerten Volksseele, die nur aufgrund ihrer unbequemen Songs in der Reihe hinter Aretha oder Tina Turner steht. Auf diesem wundervollen Live-Album besinnt sie sich auf ihre Wurzeln: Kleines Besteck, Songs aus 40 Jahren, Blues und Soul, gute Sänger und ein Druck, eine Vitalität, Stimmgewalt, Erdigkeit und Ursprünglichkeit in der Stimme, die einen erahnen lässt, warum ein Kollege kürzlich Folgendes schrieb: "Man hat den Eindruck, eine mächtig schwere Bratpfanne um die Ohren zu bekommen, wenn man ihr Widerspruch leistet." Aber auch der Spaß kommt nicht zu kurz. Oder wie Mavis Staples es ausdrückt: "Ich wollte eine positive Energie und Spaß erzeugen, der mindestens sechs Monate lag anhält!" Das hat sie mit Sicherheit geschafft, an jenem 23. Juni 2008 im Hideout. Die Luft brannte ebenso lodernd wie die Herzen der Zuhörer.