So ganz selbsterklärend ist es dann doch nicht, was ein Konzeptalbum über die tragische Heldin "Josephine" nun genau mit dem Tod des Tourbassisten Evan Farrell zu tun hat. Jason Molina möchte das nunmehr vierte Album, das unter dem nicht mehr ganz neuen Projektnamen Magnolia Electric Co. erscheint, dennoch als Ehrerbietung an den Freund verstanden wissen, der 2007 bei einem Wohnungsbrand ums Leben kam. Als hätte Molina je einen Anlass gebraucht, seine kargen Schmerzenslieder aus den einsamsten Winkeln einer amerikanischen Existenz in die Welt zu entlassen. Bereits als seine Platten noch unter dem Namen Songs: Ohia erschienen, schien es, als sei das Werk des Chicagoer Songwriters im Grunde das Fortsingen ein und desselben Mantras. Doch auf "Josephine" findet er mehr denn je zur Spiellaune und einem überraschend kompakten Songformat. ~ Jens Szameit (teleschau) aufklappen »
So schwer die Fabel der armen "Josephine", so gelöst, so panoramahaft präsentiert sich das Album musikalisch. Kurz, bündig und pointiert pendelt Molina zwischen elektrifiziertem, schlurfendem Roots-Rock ("Knoxville Girl". "Shiloh"), perlendem Orbison-Drama ("Rock Of Ages") und immer wieder schmerzlich-schönem Country, am eindrücklichsten im dahinfließenden "Shenandoah". Und so nah wie im feierlichen "O! Grace" mit Saxofonsolo war er dem stets etwas heißer geliebten Geistesverwandten Will Oldham bislang wohl nie.
Womit im Lager der amerikanischen Indie-Songwriter weiterhin alles beim Alten ist, eine Wachablösung ist nicht in Sicht. Die besten Genreplatten stammen 2009 wie fast immer in den letzten zehn, 15 Jahren einmal mehr von besagtem Will Oldham (Bonnie "Prince" Billy), Bill Callahan (früher: Smog) und eben Jason Molina. Es gibt eben Dinge, die sich scheinbar nie ändern, das weiß auch der große Mantrahafte: "As long as there are sundowns / There will always be the west." Gut geheult, Kojote.