Sellout

Schon der Opener und Titeltrack ist bestückt mit Autotune-Sequenzen, die derzeit hochmodisch sind, aber angesichts Grays interessanter Stimme eine regelrechte Verschwendung darstellen. Das halbrockige "Kissed It" protzt zwar mit Unterstützung der Rocker von Velvet Revolver, verlässt aber niemals mainstreamtaugliche Gewässer. Ein wenig Witz und gute Laune verströmt das Stück schon, aber es haut nie richtig auf den Putz. Zudem dürfte das Gitarrensolo eines der schwächsten sein, die Slash je zustande gebracht hat. Die soulige Ballade "Still Hurts" erinnert so stark an Beyoncé Knowles' letzte Hits, dass Grays Stimme hier fast schon fehl am Platze klingt. Die erste Single "Beauty In The World" schließlich macht einen recht sympathischen ersten Eindruck - und ist so einfach gestrickt, dass sie zwar sofort ins Ohr geht, aber fast genauso schnell aus den Ohren wieder herausquillt.

Echte Schmuckstücke finden sich vor allem in der zweiten Albumhälfte: "Let You Win" ist ein hübsch entspanntes Stückchen Soulpop, "That Man" sampelt gekonnt und witzig das Intro der 60er-Jahre-Serie "Batman". Auch "The Stalker" ist ein echter Hinhörer: Selten wurde das doch ziemlich verstörende Thema mit einer solch fröhlich-freundlichen Melodie verarbeitet. Erst die finale Zeile "You need me" klingt wenigstens ein bisschen nach einer Drohung.

Das Album schließt mit "The Comeback", in dem Gray mehr spricht als singt: "Hey big world, it's me again / I'm coming way back to be big again." Doch es ist zu bezweifeln, ob die Sängerin, die ihre außergewöhnliche Stimme zu oft an äußerst gewöhnliche Songs hergibt, das auch wahr machen kann.