Überfallartig. Ein bisschen polternd. Auf jeden Fall stürmend und drängend. Love Is All fallen gleich zu Beginn ihres dritten Albums mit der Tür ins Haus: "Bigger Bolder" glänzt mit eingängiger New-Wave-Gitarrenmelodie, herrlichem Georgel, einem schrill-quäkenden Roxy-Music-Saxofon, Josephine Olaussons kindlich-herausforderndem Gesang - und scheint dabei direkt aus einer staubigen 60er-Jahre-Jukebox zu kommen. Wer sich davon nicht überwältigen lässt, für den hält "Two Thousand And Ten Injuries" aber noch elf Gelegenheiten bereit. Denn die Band aus dem schwedischen Gothenburg präsentiert sich kurzweiliger und konzentrierter als je zuvor. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Das Überfallartige beherrschten Love Is All schon zuvor. Und spielten - oder besser noch: lärmten - dabei fast schon wie eine aufsässige Kindergartengruppe, denen man Instrumente in die Hand gedrückt hatte. Das konnte und kann man natürlich auch Punk nennen, die Liebe zu einer gewissen Unfertigkeit der Do-It-Yourself-Attitüde der Band zuschreiben. Das Erstaunliche nun aber ist, dass die Schweden - trotz fehlenden Plattenvertrags zu Beginn der Aufnahmen und somit von jeglicher Erwartungshaltung befreit - nun ihre Spielfreude voll und ganz in den Dienst der Songs stellen.
Will heißen: Nichts auf "Two Thousand And Ten Injuries" läuft - und nur manchmal noch: lärmt - ins Leere. Kaum einer der Songs überschreitet die Drei-Minuten-Marke, Love Is All bringen ihre Melodien in jeder Spielart auf den Punkt. "Never Now" trällert als fröhlicher Synthie-Pop, "Early Warnings" stolpert zwar rhythmisch, wird aber durch "Bababa"-Chöre zurück auf die Spur gebracht, und "False Pretense" ist gar lässiger Reggae-Punk. Dennoch: Wenn hier jetzt abschließend das Prädikat "erwachsener" fällt, dann soll dies nur auf eine Tatsache hinweisen - dass die Band inzwischen genau weiß, wohin sie will. In die Herzen hoffentlich vieler Hörer nämlich.