Eigentlich ist die Letzte Instanz eine fabelhafte Truppe. Alleine, wie sie auf der Tour mit Schandmaul die Hallen in vereinten Gothic-Heavy-Rock-Jubel ausbrechen ließ - fantastisch. Ebenso ihr Ausflug ins akustische Land, gekrönt von der DVD "Weißgold". Kritisch nur: Wenn reguläre Aufgaben anstehen, wackelt der Stuhl. "Wir sind Gold" meinten die sieben Herren vor zwei Jahren. Nun ja, das Weiß der abgespeckten Version leuchtete kräftiger. Jetzt gibt es silbergrau als nächste Farbe und "Schuldig" als nächstes richtiges Rockalbum. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
"Wenn silbergrau des Mondes Licht", das sind die ersten Worte des Eröffnungsstücks "Mein Engel". Ordentlich mit der Härtekelle angerührt, passend zum von Monozelle aka Ingo Römling kreierten Artwork, setzt die Instanz zum nächsten Sprung an. Ein Sprung direkt hinein in den Sumpf der Lieblingsplätze ihrer glühend-dunklen Klientel, aus dem sie sich im nächsten Moment an ihren eigenen Haaren wieder rauszieht. Auf den harten Engel folgt die erste Single, deren Refrain an eine harmlose Dosis der aufputschend positiven Apokalyptischen Reiter erinnert: "Heut ist ein großer Tag, wir sind auf der Flucht ins Glück". Weiter geht es mit Subway-To-Sally-Haltestellen und marschierendem Tanzimperativ ("Komm!"), bis es kurz vor dem Ende heißt: "Die Zeit ist reif für ein Leben in der Dunkelheit."
Strickmuster, schon. So funktionierte das Gros der Songs auf den letzten beiden Alben, so geht es munter weiter, zum Glück mit erhöhtem Reifegrad. Und dann hat "Schuldig" auch sein "Das Stimmlein", sein "Wir sind allein". Erneut sind es die Exoten, die für Ausreißer nach oben sorgen: "Dein Licht" begrüßt Leandra von Jesus On Extasy am Klavier. Mit elegisch-wiegendem Ernst wird der Melancholie uneingeschränkte Freiheit gegeben. "Der Garten" dagegen geht den Weg des Duetts, des spannenden Aufeinandertreffens der Kulturen. Der in Istanbul lebende Holly, charismatischer Bandkopf und mittlerweile auch Kinderbuchautor, singt sich mit Aylin Aslim durch ein mitunter zu streng geratenes Glanzstück an Gothic Metal, bei dem ein unruhig juckender Bass und die ansonsten bescheiden agierenden Streicher ihre Position verteidigen.
"Der Mond hat bestimmt, dass alles zerrinnt." Schade. "Sonne", auch diesen Titel gab es einmal von der Letzten Instanz. Brennendes Gelb? Übertriebenes Gold? Nein, silbergrau kommt als Farbe ziemlich gut. Eines der stärksten Instanz-Alben.