Your Anchor

Ja, es gibt wirklich noch eine Indie-Szene innerhalb der Indie-Szene. Zum Beispiel Dannys Freunde und seine Familie, die in den Genuss der bisherigen Releases kamen - oder das Kleinst-Label FILMguerrero, das die beiden Vorgängeralben unter die Leute bringen durfte. Ob die verbliebenen sechs Alben irgendwann die Welt da draußen erreichen, soll mal hier außen vor gelassen werden, denn "Your Anchor" beinhaltet genug Material, das über eine längere Periode zu fesseln vermag. Zwar bringt es die Scheibe nur auf 30 Minuten Spielzeit. Doch die Ideen, die in dieser Zeit ausgelebt werden, scheinen schier unendlich.

"Chest Pass" erfreut via wippendem Bass und herumzappelnden Schlagzeug die Frickler-Gemeinde, der Eröffnungssong darf in tribaler Multi-Kulti-Perkussion enden. "Doomed Elephants" schlendert mit Zeitlupen-Elan durch die Jagdgründe des Funk, während in "Last November" mit Breakbeat-Versatzstücken hantiert wird. Dabei bildet immer wieder das komplexe Drumming den Dreh- und Angelpunkt von Mr. Seims Geschichten, in die sympathisch schludrige Einwürfe von Bass, Gitarre und Keyboard stilgerecht hineingestoßen werden. Als finales Leckerli gibt es eine so reduzierte wie versponnene Coverversion von "Fake Empire", das auf The Nationals durchschlagendem Erfolgsalbum "Boxer" für Begeisterung sorgte.