"You don't care, you don't care, you don't care" - So oft wie Jesse Harris im Albumopener und Titeltrack seines Albums "Feel" diese Textzeile mit leichter stimmlicher Melancholie zum Besten gibt, könnte man fast schon vermuten, er bezöge sich nicht einfach nur auf eine unglückliche Liebesbeziehung. Sondern auch auf seine Musikerkarriere. So richtig hat man sich bislang um den 39-jährigen Songwriter aus New York noch nicht geschert. Aber vielleicht ändert sich das ja mit "Feel". ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Denn auch wenn sein Name vielleicht nicht landläufig bekannt ist, Harris' Songs verkauften sich bereits millionenfach. Unter anderem zeichnete der US-Musiker nämlich für vier Songs von Norah Jones' erfolgreichem Debütalbum, darunter die Hitsingle "Don't Know Why", verantwortlich. Ähnlich jazzig-leicht klingen auch die Folk-Pop-Skizzen auf seinem Soloalbum "Feel". Ab und an - wie etwa bei "I Don't Mind" - klingt auch die schlurfige Sonnenschein-und-Surfmentalität eines Jack Johnson durch. Auf Albumlänge vermeidet Harris aber allzu gemeingefährliche Gefälligkeiten, sondern gefällt durch große Vielseitigkeit.
Bei "Walk On" spielt er Kalimba und die dazu passenden afrikanischen Rhythmen, "How Could It Take So Long?" mit Banjo und Mundharmonika-Solo ist eine feine Blues-Miniatur. Im sanftfedernden "Fire On The Ocean" sorgt eine Hammond-Orgel für Reggae-Feeling. Und selbst wenn Harris sich nur auf leichte Percussion und die Akustikgitarre verlässt, geraten manche seiner Lieder wie etwa "Shadow" zu versöhnlichen Folk-Songs, die an die sanfte Emphase von Simon & Garfunkel erinnern.
Und selbst kleinere Schwächen verzeiht man "Feel", denn die kleinen Melodien huschen hübsch - auf Wunsch des Hörers auch unaufdringlich - vorbei. So schafft es Harris in knapp vierzig Minuten 14 Songs zu packen. Und vielleicht ja auch nicht nur für kurze Momente aufhorchen zu lassen.