Weapons of Mass Seduction

Man riecht schnell Lunte, dass es sich bei Guadalajara nicht um verwöhnte US-Vorstadtschnösel handeln kann, die sich ein paar ihrer teuren Hemdchen zerrissen haben, um gelackten, pseudo-anarchistischen Klängen zu frönen. Dazu haben Guadalajara einfach zu viele lustige Ideen in ihrem nur oberflächlich sommerlich-einfach wirkendem Musikkonglomerat versteckt: Außer den recht virtuosen Blechbläsern und den Seventies- und Eighties-Keyboard- und Synthie-Sounds verbergen sich auch noch Drum'n'Bass-Beats via Loop, akustische Gitarren und südamerikanisch-karibische Zutaten in den Liedern. "Goodbye" oder "Leave This Town" beispielsweise punkten mit regelrecht lyrischen Melodien, Reggae-Rhythmus, extrem eingängigen mexikanisch-karibischen Bläsern. Und "Goodbye" mit einer schönen Posaune, die einen wiederum nach New Orleans versetzt. "The Ultimate Note" schichtet hinter nachdenklichen Eingangstakten regelrechte Bläsertürme über die eingängige Hook und "I'll Be Alright" überrascht im Intro mit Salsa-Beats. Selbst krachende Gassen- und Massenhauer wie die Single "Turn Up", "Rock 'n' Roll To The World" oder "Attacked From All Sides" lassen uns dank der pointierten bis raffinierten Bläsereinsätze Lunte riechen: Das kann doch nicht aus den USA stammen! Und tatsächlich: Guadalajara stammen aus Österreich. So viel zum Schluss, denn sonst hätten Sie vielleicht nicht weiter gelesen - und dann wäre Ihnen eine erstaunliche Neuentdeckung durch die Lappen gegangen, die in ihrer alpinen Heimat schon zehntausende von Musikfreunden begeistert. Diese Kapelle hat Zukunft. Versprochen.