Legacy

Erstaunlich, wie locker die vier Damen ihr britisch-simples Traditionsgemisch herunterzocken. Herrlich, wie "Everything's The Same" aufdreht oder "Spend Spend Spend" von seinem etwas naiven Refrain losgeeist wird. In dieser Nummer darf J.J. French ein Solo beisteuern. Der Twisted-Sister-Saitenmann ist einer von vielen Gastmusikern, mit denen die Band auf "Legacy" ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum feiert. Lemmy knarzt vergnügt bei "Don't Talk To Me" mit, und die VIP-Liste füllt sich weiter: Mit Fast Eddie Clarke, der das Motörhead-Cover "Metropolis" unterstützt. Mit Phil Campbell, Eddie Ojeda, Neil Murray. Schließlich mit Tony Iommi und Ronnie James Dio. Zwar scheint es, dass der kleine Sänger von Weltformat während der Strophe von "I Spy" nicht hundertprozentig in seinem Element ist. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass eine zweite Version des Black-Sabbath-artigen Songs auf "Legacy" vorhanden ist - "männerfrei" und keinen Deut schlechter.

An einen Klassiker wie "Hit And Run" (1981) können Girlschool nicht anknüpfen. Denn der Versuch, den Rahmen frisch zu streichen und dem Bild damit neue Attraktivität zu verleihen, geht bei "Zeitgeist" oder dem ewig auf ein und demselben Riff rumreitenden "Whole New World" ziemlich in die Hose. Ein anderer Spagat dagegen gelingt wunderbar: Den Texten nach zu urteilen ist einiges als Widmung an Kelly Johnson zu verstehen, eindeutig wird es mit "Legend". Originalmitglied war sie und eine Gitarristin, die Lemmy in ihren Glanzzeiten gar auf einer Stufe mit Jeff Beck sah. 2007 erlag sie ihrem Krebsleiden. Dass "Legacy" vor diesem Hintergrund eine solch ermutigende, selbstbewusste Platte geworden ist, zeigt vor allem eines: Girlschool sind Rock'n'Roll. So einfach, dass es auch die letzten dumme-Sprüche-Klopfer im Publikum kapieren sollten.