C'est Com...Com...Compliqué

Bereits 1971 wurde das Sextett gegründet, und immer noch sind die beiden Ur-Fäuste Jean-Hervé Peron und Werner "Zappi" Diermeier dabei. Von Anfang an stritten sich die Geister (oder eher Geistlosen), ob Faust nun eine Bande kompletter Volltrottel und Dilettanten wäre oder eine wunderbare, mutige Kunstkombo voller avantgardistischer Ideen und Hang zum Dada. Der Prophet im eigenen Lande galt wie stets nichts (wer's nicht glaubt, schaue sich den WDR-Verriss aus dem Jahr 1971 bei Youtube an). Aber in Großbritannien verkauften sie damals sagenhafte 100.000 Stück ihrer schrägen und heutzutage endlich als visionär anerkannten Ware. Immerhin waren sie eine der ersten Bands auf Richard Bransons damals neuem Virgin Label und veröffentlichten eine große Anzahl von Alben.

Gemeinsam mit Amaury Cambuzat (Gitarre, Keyboards, Vocals), Tobias Levin, Jean-Hervé Péron (Bass, Vocals) machten sich Diermeier und Peron 2006 in Hamburg daran, neue Töne aufzunehmen, die sie von Steve Stapleton und Colin Potter (Nurse With Wound) mischen ließen. Das Ergebnis wirkt trotz der noisigen Grundstimmung und der oft bis zum Zerreißen des Nervenkostüms angespannten Saiten- und Schräglage auf eine verwunderliche Art meditativ. Der Grund dürfte erstens in der Muße liegen, mit der Faust immer noch Tracks einspielen, die fünf, neun oder auch mal 13 Minuten lang sind. Zum anderen bauen die Musiker ihre Klangtürme ("Le chemin est le bon", "Stimmen"), schrillen Gitarrengewitter ("Kundalini Tremolos") oder krautrockigen Experimentiertracks ("En veux-tu des effets, en voilà") über jeweils einer durchlaufenden rhythmischen Grundstruktur auf, die nicht nur trackimmanent wirkt, sondern die sich ansatzweise durch alle "Songs" zieht. Begleitet von meist gesprochenen französischen dadaistischen Texten schrauben sich die oft stark improvisierten Tracks in drastischen Bögen nach oben, zerren Nerven und beruhigen sie dann wieder. Keine leichte Kost, aber spannend. Oder wie es ein Fan der Band einmal auf den Punkt brachte: "Wie Can nach einer Tasse Magic-Mushroom-Tee".