Microcastle/Weird Era Continued

"My punk days are over", hatte Frontmann Bradford Cox - dieses Jahr bereits mit seinem Soloprojekt Atlas Sound aktiv - vorab verlauten lassen. Und tatsächlich haben sich Deerhunter mit "Microcastle" vom verstörenden Experimental-Rock des selbstbetitelten Debüts und ihres Zweitlings "Cryptograms" ein gutes Stück entfernt. Das Album beginnt mit flirrenden Synthies und sehnsüchtigen Hallgitarren, in etwa wie die Psychedelik der Flaming Lips oder der frühen, aufregenden Mercury Rev. Das federleichte "Agoraphobia" macht sich ganz ausgezeichnet in einem klar definierten Popkorsett, während das offenere "Neither Of Us, Uncertainly" demonstriert, wie man Schönheit aus Lärm gewinnt.

"Never Stops" und das druckvolle "Nothing Ever Happened" schallen am deutlichsten in Richtung alter Shoegazer-Helden wie Ride oder Slowdive. "Twilight At Carbon Lake", der sphärische Ausklang des Albums, zerfließt schließlich über einem 60s-seligen Gitarren-Jangle, so unwirklich und traumverloren, dass hier auch David-Lynch-Komponist Angelo Badalamenti seine Freude haben dürfte. Auf einer Bonus-CD gibt es noch das sehr treffend betitelte und kaum weniger beglückende Album "Weird Era Continued". 13 weitere Reisebegleiter ins Herz eines freundlichen Wahnsinns. Vielleicht die schönste und spannendste Musik, die man so spät im Jahr noch zu hören bekommt.