Duchess

Sie trägt ihn mit Stolz, davon kann ausgegangen werden. Sie könnte ihn ja auch einfach verheimlichen. So wie damals, als sie ihren ersten Plattenvertrag bekam. Der Tipp kam von einem gewissen Robert Plant, bei dem sie mit siebzehn ihre ersten Demos aufgenommen hatte. 1985 erschien ihr Erstling "For You And The Moon". Dann war Funkstille. 2004 erst ging es mit "The Old Hyde" weiter. Eine wunderbare Platte, nicht zuletzt wegen des herzergreifenden Titelstücks.

Solch eine alles überragende Nummer hat Bonham auf "Duchess" nicht untergebracht. Ihr Name verpflichtet, und sie geht diesen Pflichten nach. Einnehmender Bluesrock, mit Soul und Folk aufgelockert. Das bis auf "Chains" ohne Fremdkompositionen auskommende Album und Amerika-Debüt der Tierfreundin kann mit "Duchess And The Shufflemeister", dem vitalen Quasi-Titeltrack, oder dem geheimnisvollen, verführerischen "How Do You Feel" punkten. Schade jedoch, dass sich der vielgerühmte Funke ab und an im letzten Moment entscheidet, nicht überzuspringen.

An einem kann es nicht liegen: An der Stimme von Deborah Bonham, die gerne mit Querverweisen auf Janis Joplin und Maggie Bell umschrieben wird. Sie offenbart, was in ihr brodelt. Von frisch rockend ("Grace") bis leidenschaftlich beseelt ("Love You So"). Auch ihre Musiker sind über alle Zweifel erhaben, jemand mit Namen Bonham hat seine Kontakte; der ehemalige Humble-Pie-Schlagzeuger Jerry Shirley ist dabei, BJ Cole steht alleine mit der Hauptakteurin im Mittelpunkt des abschließenden, auf intime Schönheit getrimmten "Blue". Und "Hold On" verdient ebenfalls besondere Erwähnung - hier findet sich Paul Rodgers zum balladesken Duett ein, auch Jason Bonham hatte bei allem Led Zeppelin-Trubel noch Zeit für Deborah. Aber auch dieser Song will die Ziellinie nicht triumphierend überqueren. Seinen zugegebenermaßen hohen Standard überschreitet "Duchess" nur selten.