Night Electric Night [Bonus Tracks]

Die Erotik des Todes steht auf dem Podest, davor wird getrunken und gefröstelt. Gewitzelt auch und viel getanzt, wobei die marschierenden Schwarzdiscostampfer zwischen Rammstein und den Sisters Of Mercy diesmal zugunsten eines breiteren Spektrums immer wieder variiert werden. Die Single "Death Dies Hard" gerät poppig-süß, während "Via The End" von Gitarrist Nightmare Industries in der Nacht geschrieben wurde, in welcher er vom Selbstmord seines Bruders - Jon Nödtveidt, umstrittener Kopf der Black-Metal-Band Dissection - erfuhr. Whiplasher singt, als stünde er kurz vor dem Kollaps, die Schminke der auf Show, auf Uniformen, Sex und andere Eskapaden stehenden Deathstars fällt unter der Schwere. Und das ist gut so. Vielleicht der wichtigste Song auf "Night Electric Night". Ein wertvolles Gefühl außerhalb der gewohnten Gothic-Industrial-Metal-Todesparty tritt hervor.

Es ist das Spiel mit vermeintlichen Widersprüchen, welches diese mystisch-obskure Aura zu verantworten hat, die mit steigendem kompositorischen Mut ihre Farbgebung verändert. Titel wie das erwähnte "Via The End" oder "Opium" lassen ein auf bombastischen Grundmauern stehendes Songwriting erkennen, das ebenso ausgefeilt wie vielschichtig ist. Jedoch sitzen das Tanzbein und der Schalk weiter fest im Sattel. Ihr neuer Gitarrist Cat wurde als "Kate Moss des Deathglam" vorgestellt, Whiplasher bezeichnet seine Band als "satanische Samantha Fox". Köstlich auch die Episode, als sie das "'Deathstars'-inspirierte Zeug" auf der neuen Metallica entlarvten: Ein gleicher Songtitel ("Cyanide"), eine ähnliche Schriftart auf dem Cover. Was ein Zufall. Oder? Als Konsequenz wurde das dritte Album angekündigt. Nicht als "Deathglam", nicht als "Night Electric Night". Sondern als "Master Of Muppets". Die Nacht schützt vor Scherzen nicht.