Die Hinwendung der Bowerbirds zu einem etwas ausgetüftelteren Sound ist der erste Unterschied, der auffällt, wenn man "Upper Air" zum ersten Mal hört. Wo sich das Debüt "Hymns For A Dark Horse" noch vorrangig mit der Welt an sich beschäftigte, ist "Upper Air" eher Bestandsaufnahme eines persönlichen Lebensumfelds, was sich musikalisch in einer gewissen Kleinteiligkeit niederschlägt. Die grobe Stoßrichtung, die ist aber die gleiche geblieben. Auch auf ihrem zweiten Album schreiben Beth Tacular und Phil Moore Songs, die mit unglaublicher Gelassenheit eine Brücke zwischen klassischem und New Folk, zwischen Fairport Convention und Acts wie Tunng, Espers oder Bon Iver herstellen. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
"Ghost Life" mit seinem entrückten "Oh, oh, oh"-Refrain zeigt vielleicht am besten, wie so etwas funktioniert: mantrisch. Die Bowerbirds, und das ist eines ihrer Geheimnisse, gehen an die Songs nicht nur mit Melodieseligkeit, sondern auch mit Gespür für die richtige Struktur heran, mögen Wiederholungen, die von der Herangehensweise her fast progressiv erscheinen. Vor Verzettelung schützen andere Stücke: So ist das folgende "Northern Lights" zumindest streckenweise sehr klassisch, sehr harmonisch, was sicher auch an der Instrumentierung liegt, die hier am opulentesten ist. Zwar tauchen diverse Folk-Instrumente wie das Akkordeon, der Kontrabass und die Zither immer wieder auf, hier agieren sie aber am geschlossensten.
"These are ancient songs that fill my body" heißt es in "Chimes". Nimmt man das Altertum als ein Zeitalter, das statt auf Pop auf Traditionalismus setzte, passt dieses Zitat gut als Zusammenfassung von "Upper Air".