Puerto Rican Nights

Gleich der zweite Song "Shayeret Harohvim", macht klar, was Sache ist: Die sanften Stimmen von Uri Braunert Kinrot (Gitarre) und seinem Alter Ego Uzi Feinermann (Banjo, Harmonica) vereinigen sich zu einer osteuropäisch wirkenden Quintessenz zwischen "Die Nacht der lebenden Leichen", "Texas, Adios" und Goran Bregovic. Mit im Boot sind übrigens ein Tubaspieler, der die Bassfunktion übernimmt (Yuval Zolotov) und ein Schlagwerker (Dudu Kohav). Das instrumentale "Krai Dunavsko" vereint Klezmer-Gemütlichkeit - allerdings ohne Klarinette - mit komisch-skurrilen, verzerrten Gitarrentönen und Polkarhythmus, und auch "Marilyn Jones" verquickt Israel mit Russland und dem Balkan, wobei der für die beiden Letzeren typische langsame Beginn in furiose Temposteigerungen mündet. Egal, ob "Ay Carmela", Traditionals wie "Longa Sultaniyegah", oder das Dick-Dale-Cover "The Wedge": Stets slidet die 70er-Jahre-Surf-Gitarre im Hallraum, jagen die reitenden Cowboychöre ein paar Indianer im Hintergrund. "Ani Rotse Lazuz" hetzt im klassischen Blehmuzika-Beat und packt absurde Komik hinzu. Bei Dick Dale übrigens schließt sich der Kreis, denn der Surfocker, der für den Soundtrack von Tarantinos "Pulp Fiction" wiederentdeckt wurde, ist ja Sohn eines Libanesen und einer Polin, deshalb klingen seine Gitarrenläufe so stark nach arabischer 24-Ton-Musik. Auch südamerikanische Einflüsse prägten den ursprünglichen und diesen neuwahnsinnigen Surfsound, die man hier in Songs wie "Ay Carmela" (als Zugabe mit Italo Gonzaloes am Mikro) oder "Chervone Corale" wieder findet. Boom Pam darf also getrost als fehlendes Bindeglied zwischen dem Balkan, dem Nahen Osten, Mexiko und Dick Dale gesehen werden.